Auch knapp ein Jahr nach meinem ersten Beitrag dazu mache ich mir in letzter Zeit wieder häufiger Gedanken zu diesem Thema. Und das nicht nur durch die mangelnde „Geschenke-Tradition“, die auch zu meinem Geburtstag wieder deutlich wurde. Warum ist es so still? Bin ich es wirklich in erster Linie selbst Schuld oder habe ich einfach nur Pech mit meinen „Freunden“ und Bekannten?
Die Stille

Alle offline
Aus der SMS einer Bekannten (bezogen auf die Schwierigkeit des Besuchs bei mir wegen der Unordnung):
Frag dich mal selbst,ob es an dir selbst liegt,das du groß niemanden hast,wenn du niemanden an dich ranläßt!
Zugegeben, in der letzten Zeit bin ich noch mehr unmotiviert als eh schon. Aber dieses Phänomen ist mir schon vor Längerem aufgefallen. Und ich frage mich, ob ich vor dieser Phase nicht gut genug gegeben habe, um die Kontakte zu festigen. Meinem Empfinden nach habe ich schon immer mal wieder versucht, die Kontakte zu intensivieren, sah aber kein Entgegenkommen … aber: war das genug?
Da ich das hier anscheinend doch nicht nicht ausführlicher thematisiert habe (oder ich hab einfach nach den falschen Stichworten in meinem Blog gesucht), beginne ich von vorn.
Freundschaften der Kindheit
In den früheren Jahren auf dem Gymnasium (und wahrscheinlich auch auf der Grundschule) traf ich mich noch häufig mit Freunden (bzw.: Klassenkameraden), nachmittags ab drei. Drei von ihnen wohnten auch in der Nachbarschaft, einer am anderen Ende der Kleinstadt. Doch im Laufe der Mittelstufe änderte sich das. Es gab mehrere schleichende Veränderungen, inwiefern die miteinander im Zusammenhang stehen, kann ich auch aufgrund der schwachen Erinnerungen schwer sagen:
- Ich weiß nicht, wie sehr ich schon vorher ein Einzelgänger war, aber im Laufe der Jahre wurden die nachmittäglichen Treffen weniger und ich hielt mich eher zuhause auf. Früher habe ich auch noch viel gelesen.
- Durch die aufkommende Heim-Computerisierung mit Internet verbrachte ich im Laufe der Zeit merh und meehr Zeit vor dem Rechner, ohne dass dies von meinen Eltern streng kontrolliert und eingeschränkt wurde. Es wurde zwar gesagt, aber wenn man „für die Schule“ an den Rechner muss, wird natürlich eine Ausnahme gemacht … 🙄
- Zudem kam dann noch die langsam aber stetig steigende Unmotiviertheit dazu, die ich noch recht konkret mit meiner Muße für die Hausaufgaben in Erinnerung habe.
- Soweit ich mich erinnern kann, wurde ich während der Gymnasialzeit gemobbt. Womöglich fing das auch schon in der fünften oder sechsten Klasse an. Bis zum Ende der Mittelstufe war es (abgesehen von einer kürzeren Phase) immer nur einer, der ab der Oberstufe friedlich war, aber quasi im fliegenden Wechsel von einem abgelöst wurde, den ich bis dato gar nicht kannte. Aber das Kapitel konnte ich durch eine glückliche Fügung bei der Abi-Gala recht gut abhaken 🙂
Ich weiß mittlerweile auch, dass diese gesellschaftliche Vernachlässigung ein Fehler war. Ich habe den Wert von Freundschaft erst später erkannt. In der früheren Schulzeit sah man sich fünf Mal in der Woche den halben Tag und hatte in den Pausen (und später in der Oberstufe auch in den Freistunden) Zeit zum Austausch.
Silvester habe ich auch ziemlich lange mit den Eltern und zwei befreundeten Pärchen gefeiert. Dass ich mit Schulfreunden ins neue Jahr gefeiert habe, daran kann ich mich auch nur an ein einziges Mal erinnern. Der Jahreswechsel, an dem alle Computer ausfallen sollten XD Genau, Millennium. Bis auf drei, vier Ausnahmen in den letzten Jahren wars dann eben (wie auch vergangenen Jahreswechsel) doch ein Abend vorm Fernseher, dem „Dinner for One“ entsprechend.
So blieb mir aus dieser Schulzeit nach dem Abitur nur ein einziger. Mit ihm war ich seit dem ersten Jahr in derselben Klasse und ihn kannte ich auch schon davor. Ich habe irgendwann nach der Schulzeit mal versucht, den Kontakt zu intensivieren und aus diesem reinen „Kumpelhaften“ rauszukommen, was mir jedoch nicht gelang.
Zivi
Während des Zivildienstes war ich dank des besagten Mobbing-Abhakens – verbunden mit einem Neuanfang in einer unbekannten und nicht vorverurteilenden Umgebung – wie ausgewechselt und über mich selbst erstaunt, wie schlagfertig ich sein kann. Früher hab ich mich nie getraut, etwas zu sagen, weil ich dann immer sofort einen „reingewürgt“ bekam. Aber ein Bedürfnis zu Gesellschaft außerhalb der Ziviarbeit kam nicht auf.
Von der Schule in die Schule
Nach dem Zivildienst war ich – nach einem Aushilfsjob gleich im Nachbardorf – in einer Maßnahme vom Arbeitsamt, der Kontakt zu einer freundschaftlichen Bekannten hielt wegen des eifersüchtigen Partners jedoch leider nicht lange an.
Während der anschließenden Ausbildung fand ich in der Berufsschulklasse drei, vier sehr sympathische Kollegen. Ich hatte dazugelernt und wollte mittlerweile auch aktiv an Freundschaften arbeiten. Und ich war auch ziemlich zuversichtlich, weil wir uns super verstanden. Mit der Zeit schwand jedoch die Hoffnung, da nach der Berufsschule oder auch nach Feierabend oder am Wochenende nie etwas stattfand. Irgendwann gab ich es auf, immer wieder nachzufragen. In den drei Jahren waren wir (abgesehen von Unternehmungen mit der gesamten Klasse) sage und schreibe zwei Mal außerhalb der Schulzeit unterwegs.
Ich weiß zwar mittlerweile auch, dass es besser gewesen wäre, auch schon zur Ausbildungszeit umzuziehen und nicht täglich zwei Mal ca. 60 km zu pendeln. Aber wenn das wirklich mit ein ausschlaggebender Grund sein sollte, ists womöglich besser so, dass es sich erst gar nicht festigen konnte. Denn für mich war die Fahrerei am Wochenende kein Problem und unter der Woche bin ich wegen der Arbeit eh dort.
Eine andere Überlegung ist die, ob an der Aussage doch was dran ist, dass Bisexuelle durch ihre mangelnde Festlegung oft nicht richtig ernstgenommen werden würden. Und das, wo in unserem Trüppchen ein Schwuler und eine Lesbe war. Klar, die beiden waren recht schnell wie Pech und Schwefel 😕 Und er war mir auch sehr sympathisch, mit seinem Humor, der seine Ausrichtung oft nicht verbarg Und er hatte mich (wie auch einige andere aus unserer Klasse) mal zu einer Geburtstagsfeier in der Altstadt eingeladen).
Aber die Lesbe schrieb mir mal, ich solle nicht so viel schreiben, wir würden uns wohl letztlich nicht sooo gut verstehen. Eine andere (in einer Hetero-Beziehung) schrieb mir, sie wäre durch Partner, Arbeit und Haushalt schon genug beschäftigt und hätte noch nichtmal genug Zeit, sich um ihre alten Freunde zu kümmern, geschweige denn neue Freundschaften aufzubauen … Und so war damit nach Ausbildungsende auch Schluss.
Mit meinem damaligen Mit-Azubi bin ich jedoch immer noch in Kontakt, wenn auch sehr unausgewogen. So recht weiß ich da nicht, woran ich bin. Wie eben so oft.
Bekannte in der Nähe
Nach meinem Umzug bin ich durch meine Schwester auf die „Neu in …“-Gruppen bei Facebook aufmerksam gemacht geworden, die es auch in den VZ-Netzwerken gibt. So war ich letzten Sommer ein paar Monate beim wöchentlichen Treffen einer Ruhrgebietsgruppe, wurde mit denen jedoch nicht so recht warm. Daher habe ich mich auch nicht gewundert, dass sich keiner gemeldet hat, als ich wegen meinem Zugang zur Umweltschutzgruppe nicht mehr erschien.
Ganz anders die Gruppe meines Wohnortes, in der ich mich gleich gut integriert und wohl fühlte 🙂 Leider trifft sich diese sehr unregelmäßig und auch nicht zu festen Terminen und Örtlichkeiten, so dass ich diese seit letzten Sommer erst zweimal getroffen habe 😕
In der Umweltschutzgruppe habe ich bisher erst mit einem größeren Kontakt. Abwarten, wie es da weitergeht.
Bekannte in der Ferne
Bereits während der Schulzeit als auch später ergaben sich ein paar Internetbekanntschaften, wovon mir zwei gute geblieben sind, eben auch ein hier und dort erwähnter Quasi-Gleichgesinnter aus Frankfurt am Main.
Am meisten in Erinnerung blieben mir jedoch die intensiven Frauenkontakte. Letztens hatte ich geträumt, eine von ihnen würde sich nach langer Zeit wieder melden, was dann meine Sehnsucht wieder verstärkte.
Wenn ich da an meine jetzige, zweite Gleichklang-Bekannte denke … die meinte mal nach unserem Telefonat, ich hätte ihr zuviel über meine Umweltschutzaktionen gelabert. Das sei mein Ding und nicht ihres. Zusammen mit den häufigen kurzfristigen Terminverschiebungen weckt das bei mir den Eindruck, dass sie mich nur als lockere Freizeitgesellschaft sieht.
Ganz anders die früheren weiblichen Chatbekanntschaften. Dieser intensive Austausch war und ist einfach unvergleichlich, sowohl per SMS, aber auch besonders bei den Telefonaten. Man hat sich über so gut wie alles ausgetauscht. Durch sie hab ich ja auch erst meine Leidenschaft zur Telefoniererei entdeckt. Zwei, drei Stunden war da Standard 😎
Keine Ahnung, wieso ich mich trotz der vielen Fehlschläge mit Frauen doch irgendwie noch einen Tick mehr auf einer Wellenlänge fühle. Das machts mir nicht gerade einfacher 😐 Und mein Bedürfnis zu Austausch wird momentan alles andere als befriedigt. Allerdings ist auch fraglich, ob das momentan so groß möglich ist, da ich mich ohne professionelle Hilfe immer nur im Kreis drehe.
Dank meiner YouTube-Bekannten habe ich zwar zumindest einen sehr intensiven SMS-Kontakt, aber aufgrund ihrer schwierigen Gesundheit siehts mit Telefonieren leider meist düster aus. Und so ist mein damaliger Telefonierrekord mit „Kumpeltyp I“ von zirka 15 bis 20 Uhr auch immer noch ungebrochen.
Tja.
Di, 14. Juni 2011 um 23:16
Es ist okay, nicht viele Freunde zu haben.
Entscheidend ist, WAS für Freunde das sind.
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich meine »Clique« schätze. Wir sind alle schon aus der Schule draußen und trotzdem sind wir Freunde geblieben.
Schon oft hab ich das Phänomen erlebt von wegen »auch nach dem Abschluss bleiben wir die beeesten Freunde!« …und seit dem herrscht nur noch Funkstille.
Ich will nicht sagen, dass solche Menschen in der Schulzeit keine Freunde gewesen wären. Aber auch Freundschaft vergeht irgendwann.
Aber wenn man, wie wir, wirklich über Jahre so gut befreundet ist, die Macken der anderen »durchlitten« hat und man trotzdem noch durch Dick und Dünn geht, ist das etwas ganz Besonderes. Schwer zu beschreiben…
Auch sowas muss nicht bis ans Lebensende halten, wobei ich mir das natürlich wünsche.
Genieße einfach die Zeit, die du hast mit deinen Freunden. Sei aber trotzdem auch wählerisch.
Ja, wählerisch.
Nicht jeder ist ein Freund und man muss sich nicht krampfhaft Freunde »suchen«, weil man denkt, man hätte einen »Mangel«. Manch wunderbare Freundschaft entsteht, obwohl man das nie geglaubt hätte.
Di, 14. Juni 2011 um 23:34
@ Bree:
Ja, genau darüber mache ich mir ja auch so Gedanken. Und ich sehne mich auch nach solch intensiven Kontakten. Abgesehen vom Frankfurter weiß ich nicht so recht, wen ich noch wirklich als „Freund“ bezeichnen mag. Wir kennen uns zwar erst seit ein paar Jahren, aber durch ein ähnliches „Schicksal“ fühlte ich mich ihm insbesondere seit dem ersten Treffen von Anfang an sehr verbunden. Wir haben uns auch gleich erstaunlich gut unterhalten können, was für mich ja doch schon gerne eine Hürde ist. Aber da fanden wir wohl schnell die gleiche Wellenlänge 🙂
Mi, 15. Juni 2011 um 01:22
Ich hab noch Kontakt zu Schulfreunden. War jaauch nur eine knappe Hand voll, aber die Kontakte verlieren sich leider mehr und mehr im Sand. Da ist das Studium, da ist die Entfernung und da wiederum ist ein ziemlich hässlicher Bruch. Aber ich habe auch neue gefunden und ja das meiste spielt sich über Netz ab, Telefon manchmal und treffen noch sehr viel seltener, aber ich kann auch nicht sagen das es nicht gut ist, wie es ist.
Mi, 15. Juni 2011 um 06:28
@ Zottelkind:
Oh, okay. Wenn dir das reicht, Respekt. Mir fehlt leider viel. Gerade durch meine frühere beste Freundin habe ich sehr gut erfahren, was Nähe und Geborgenheit bedeuten kann 🙂 Warum hab ich nur immer so ein Pech mit Frauen 😥
Do, 16. Juni 2011 um 16:15
je älter ich werde, desto mehr schrumpft die zahl der freunde.
ich denke, das ist bei jedem so.
in der jugend waren es ganz viele, aber auch nicht besonders gut ausgewählt.
dann wurde ich mit der zeit wählerischer und ließ mir nicht mehr so viel gefallen und die anzahl schrumpfte.
jetzt hat man nur noch ne handvoll, aber die ist auch gut so.