Schokokäse

Schluss mit dem Käse – jetzt gibts Schokolade!

Ich (40): Wie befreundet bin ich eigentlich? II

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Auch knapp ein Jahr nach meinem ersten Beitrag dazu mache ich mir in let­zter Zeit wieder häu­figer Gedanken zu diesem The­ma. Und das nicht nur durch die man­gel­nde „Geschenke-Tra­di­tion“, die auch zu meinem Geburt­stag wieder deut­lich wurde. Warum ist es so still? Bin ich es wirk­lich in erster Lin­ie selb­st Schuld oder habe ich ein­fach nur Pech mit meinen „Fre­un­den“ und Bekannten?

Die Stille

Miranda-Screenshot (Multi-Messenger, mit ICQ und MSN)

Alle offline

Aus der SMS ein­er Bekan­nten (bezo­gen auf die Schwierigkeit des Besuchs bei mir wegen der Unord­nung):

Frag dich mal selbst,ob es an dir selb­st liegt,das du groß nie­man­den hast,wenn du nie­man­den an dich ranläßt!

Zugegeben, in der let­zten Zeit bin ich noch mehr unmo­tiviert als eh schon. Aber dieses Phänomen ist mir schon vor Län­gerem aufge­fall­en. Und ich frage mich, ob ich vor dieser Phase nicht gut genug gegeben habe, um die Kon­tak­te zu fes­ti­gen. Meinem Empfind­en nach habe ich schon immer mal wieder ver­sucht, die Kon­tak­te zu inten­sivieren, sah aber kein Ent­ge­genkom­men … aber: war das genug?

Da ich das hier anscheinend doch nicht nicht aus­führlich­er the­ma­tisiert habe (oder ich hab ein­fach nach den falschen Stich­worten in meinem Blog gesucht), beginne ich von vorn.

Freundschaften der Kindheit

In den früheren Jahren auf dem Gym­na­si­um (und wahrschein­lich auch auf der Grund­schule) traf ich mich noch häu­fig mit Fre­un­den (bzw.: Klassenkam­er­aden), nach­mit­tags ab drei. Drei von ihnen wohn­ten auch in der Nach­barschaft, ein­er am anderen Ende der Kle­in­stadt. Doch im Laufe der Mit­tel­stufe änderte sich das. Es gab mehrere schle­ichende Verän­derun­gen, inwiefern die miteinan­der im Zusam­men­hang ste­hen, kann ich auch auf­grund der schwachen Erin­nerun­gen schw­er sagen:

  • Ich weiß nicht, wie sehr ich schon vorher ein Einzel­gänger war, aber im Laufe der Jahre wur­den die nach­mit­täglichen Tre­f­fen weniger und ich hielt mich eher zuhause auf. Früher habe ich auch noch viel gelesen.
  • Durch die aufk­om­mende Heim-Com­put­er­isierung mit Inter­net ver­brachte ich im Laufe der Zeit merh und meehr Zeit vor dem Rech­n­er, ohne dass dies von meinen Eltern streng kon­trol­liert und eingeschränkt wurde. Es wurde zwar gesagt, aber wenn man „für die Schule“ an den Rech­n­er muss, wird natür­lich eine Aus­nahme gemacht … 🙄
  • Zudem kam dann noch die langsam aber stetig steigende Unmo­tiviertheit dazu, die ich noch recht konkret mit mein­er Muße für die Hausauf­gaben in Erin­nerung habe.
  • Soweit ich mich erin­nern kann, wurde ich während der Gym­nasialzeit gemobbt. Wom­öglich fing das auch schon in der fün­ften oder sech­sten Klasse an. Bis zum Ende der Mit­tel­stufe war es (abge­se­hen von ein­er kürz­eren Phase) immer nur ein­er, der ab der Ober­stufe friedlich war, aber qua­si im fliegen­den Wech­sel von einem abgelöst wurde, den ich bis dato gar nicht kan­nte. Aber das Kapi­tel kon­nte ich durch eine glück­liche Fügung bei der Abi-Gala recht gut abhaken 🙂

Ich weiß mit­tler­weile auch, dass diese gesellschaftliche Ver­nach­läs­si­gung ein Fehler war. Ich habe den Wert von Fre­und­schaft erst später erkan­nt. In der früheren Schulzeit sah man sich fünf Mal in der Woche den hal­ben Tag und hat­te in den Pausen (und später in der Ober­stufe auch in den Freis­tun­den) Zeit zum Austausch.

Sil­vester habe ich auch ziem­lich lange mit den Eltern und zwei befre­un­de­ten Pärchen gefeiert. Dass ich mit Schul­fre­un­den ins neue Jahr gefeiert habe, daran kann ich mich auch nur an ein einziges Mal erin­nern. Der Jahreswech­sel, an dem alle Com­put­er aus­fall­en soll­ten XD Genau, Mil­len­ni­um. Bis auf drei, vier Aus­nah­men in den let­zten Jahren wars dann eben (wie auch ver­gan­genen Jahreswech­sel) doch ein Abend vorm Fernse­her, dem „Din­ner for One“ entsprechend.

So blieb mir aus dieser Schulzeit nach dem Abitur nur ein einziger. Mit ihm war ich seit dem ersten Jahr in der­sel­ben Klasse und ihn kan­nte ich auch schon davor. Ich habe irgend­wann nach der Schulzeit mal ver­sucht, den Kon­takt zu inten­sivieren und aus diesem reinen „Kumpel­haften“ rauszukom­men, was mir jedoch nicht gelang.

Zivi

Während des Zivil­dien­stes war ich dank des besagten Mob­bing-Abhak­ens – ver­bun­den mit einem Neuan­fang in ein­er unbekan­nten und nicht vorverurteilen­den Umge­bung – wie aus­gewech­selt und über mich selb­st erstaunt, wie schlagfer­tig ich sein kann. Früher hab ich mich nie getraut, etwas zu sagen, weil ich dann immer sofort einen „reingewürgt“ bekam. Aber ein Bedürf­nis zu Gesellschaft außer­halb der Ziviar­beit kam nicht auf.

Von der Schule in die Schule

Nach dem Zivil­dienst war ich – nach einem Aushil­f­sjob gle­ich im Nach­bar­dorf – in ein­er Maß­nahme vom Arbeit­samt, der Kon­takt zu ein­er fre­und­schaftlichen Bekan­nten hielt wegen des eifer­süchti­gen Part­ners jedoch lei­der nicht lange an.

Während der anschließen­den Aus­bil­dung fand ich in der Beruf­ss­chulk­lasse drei, vier sehr sym­pa­this­che Kol­le­gen. Ich hat­te dazugel­ernt und wollte mit­tler­weile auch aktiv an Fre­und­schaften arbeit­en. Und ich war auch ziem­lich zuver­sichtlich, weil wir uns super ver­standen. Mit der Zeit schwand jedoch die Hoff­nung, da nach der Beruf­ss­chule oder auch nach Feier­abend oder am Woch­enende nie etwas stat­tfand. Irgend­wann gab ich es auf, immer wieder nachzufra­gen. In den drei Jahren waren wir (abge­se­hen von Unternehmungen mit der gesamten Klasse)  sage und schreibe zwei Mal außer­halb der Schulzeit unterwegs.

Ich weiß zwar mit­tler­weile auch, dass es bess­er gewe­sen wäre, auch schon zur Aus­bil­dungszeit umzuziehen und nicht täglich zwei Mal ca. 60 km zu pen­deln. Aber wenn das wirk­lich mit ein auss­chlaggeben­der Grund sein sollte, ists wom­öglich bess­er so, dass es sich erst gar nicht fes­ti­gen kon­nte. Denn für mich war die Fahrerei am Woch­enende kein Prob­lem und unter der Woche bin ich wegen der Arbeit eh dort.

Eine andere Über­legung ist die, ob an der Aus­sage doch was dran ist, dass Bisex­uelle durch ihre man­gel­nde Fes­tle­gung oft nicht richtig ern­stgenom­men wer­den wür­den. Und das, wo in unserem Trüp­pchen ein Schwuler und eine Les­be war. Klar, die bei­den waren recht schnell wie Pech und Schwe­fel 😕 Und er war mir auch sehr sym­pa­thisch, mit seinem Humor, der seine Aus­rich­tung oft nicht ver­barg :mrgreen: Und er hat­te mich (wie auch einige andere aus unser­er Klasse) mal zu ein­er Geburt­stags­feier in der Alt­stadt eingeladen).

Aber die Les­be schrieb mir mal, ich solle nicht so viel schreiben, wir wür­den uns wohl let­ztlich nicht sooo gut ver­ste­hen. Eine andere (in ein­er Het­ero-Beziehung) schrieb mir, sie wäre durch Part­ner, Arbeit und Haushalt schon genug beschäftigt und hätte noch nicht­mal genug Zeit, sich um ihre alten Fre­unde zu küm­mern, geschweige denn neue Fre­und­schaften aufzubauen … Und so war damit nach Aus­bil­dungsende auch Schluss.

Mit meinem dama­li­gen Mit-Azu­bi bin ich jedoch immer noch in Kon­takt, wenn auch sehr unaus­ge­wogen. So recht weiß ich da nicht, woran ich bin. Wie eben so oft.

Bekannte in der Nähe

Nach meinem Umzug bin ich durch meine Schwest­er auf die „Neu in …“-Grup­pen bei Face­book aufmerk­sam gemacht gewor­den, die es auch in den VZ-Net­zw­erken gibt. So war ich let­zten Som­mer ein paar Monate beim wöchentlichen Tre­f­fen ein­er Ruhrge­bi­ets­gruppe, wurde mit denen jedoch nicht so recht warm. Daher habe ich mich auch nicht gewun­dert, dass sich kein­er gemeldet hat, als ich wegen meinem Zugang zur Umweltschutz­gruppe nicht mehr erschien.

Ganz anders die Gruppe meines Wohnortes, in der ich mich gle­ich gut inte­gri­ert und wohl fühlte 🙂 Lei­der trifft sich diese sehr unregelmäßig und auch nicht zu fes­ten Ter­mi­nen und Örtlichkeit­en, so dass ich diese seit let­zten Som­mer erst zweimal getrof­fen habe 😕

In der Umweltschutz­gruppe habe ich bish­er erst mit einem größeren Kon­takt. Abwarten, wie es da weitergeht.

Bekannte in der Ferne

Bere­its während der Schulzeit als auch später ergaben sich ein paar Inter­net­bekan­ntschaften, wovon mir zwei gute geblieben sind, eben auch ein hier und dort erwäh­n­ter Qua­si-Gle­ich­gesin­nter aus Frank­furt am Main.

Am meis­ten in Erin­nerung blieben mir jedoch die inten­siv­en Frauenkon­tak­te. Let­ztens hat­te ich geträumt, eine von ihnen würde sich nach langer Zeit wieder melden, was dann meine Sehn­sucht wieder verstärkte.

Wenn ich da an meine jet­zige, zweite Gle­ichk­lang-Bekan­nte denke … die meinte mal nach unserem Tele­fonat, ich hätte ihr zuviel über meine Umweltschutza­k­tio­nen gelabert. Das sei mein Ding und nicht ihres. Zusam­men mit den häu­fi­gen kurzfristi­gen Ter­min­ver­schiebun­gen weckt das bei mir den Ein­druck, dass sie mich nur als lockere Freizeit­ge­sellschaft sieht.

Ganz anders die früheren weib­lichen Chat­bekan­ntschaften. Dieser inten­sive Aus­tausch war und ist ein­fach unver­gle­ich­lich, sowohl per SMS, aber auch beson­ders bei den Tele­fonat­en. Man hat sich über so gut wie alles aus­ge­tauscht. Durch sie hab ich ja auch erst meine Lei­den­schaft zur Tele­fonier­erei ent­deckt. Zwei, drei Stun­den war da Standard 😎

Keine Ahnung, wieso ich mich trotz der vie­len Fehlschläge mit Frauen doch irgend­wie noch einen Tick mehr auf ein­er Wellen­länge füh­le. Das machts mir nicht ger­ade ein­fach­er 😐 Und mein Bedürf­nis zu Aus­tausch wird momen­tan alles andere als befriedigt. Allerd­ings ist auch fraglich, ob das momen­tan so groß möglich ist, da ich mich ohne pro­fes­sionelle Hil­fe immer nur im Kreis drehe.

Dank mein­er YouTube-Bekan­nten habe ich zwar zumin­d­est einen sehr inten­siv­en SMS-Kon­takt, aber auf­grund ihrer schwieri­gen Gesund­heit siehts mit Tele­fonieren lei­der meist düster aus. Und so ist mein dama­liger Tele­fonier­reko­rd mit „Kumpel­typ I“ von zir­ka 15 bis 20 Uhr auch immer noch ungebrochen.

Tja.

5 Kommentare

  1. Es ist okay, nicht viele Fre­unde zu haben.
    Entschei­dend ist, WAS für Fre­unde das sind.
    Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich meine »Clique« schätze. Wir sind alle schon aus der Schule draußen und trotz­dem sind wir Fre­unde geblieben.
    Schon oft hab ich das Phänomen erlebt von wegen »auch nach dem Abschluss bleiben wir die beeesten Fre­unde!« …und seit dem herrscht nur noch Funkstille.
    Ich will nicht sagen, dass solche Men­schen in der Schulzeit keine Fre­unde gewe­sen wären. Aber auch Fre­und­schaft verge­ht irgendwann.
    Aber wenn man, wie wir, wirk­lich über Jahre so gut befre­un­det ist, die Mack­en der anderen »durch­lit­ten« hat und man trotz­dem noch durch Dick und Dünn geht, ist das etwas ganz Beson­deres. Schw­er zu beschreiben…
    Auch sowas muss nicht bis ans Lebensende hal­ten, wobei ich mir das natür­lich wünsche.
    Genieße ein­fach die Zeit, die du hast mit deinen Fre­un­den. Sei aber trotz­dem auch wählerisch.
    Ja, wählerisch.
    Nicht jed­er ist ein Fre­und und man muss sich nicht krampfhaft Fre­unde »suchen«, weil man denkt, man hätte einen »Man­gel«. Manch wun­der­bare Fre­und­schaft entste­ht, obwohl man das nie geglaubt hätte.

    • @ Bree:
      Ja, genau darüber mache ich mir ja auch so Gedanken. Und ich sehne mich auch nach solch inten­siv­en Kon­tak­ten. Abge­se­hen vom Frank­furter weiß ich nicht so recht, wen ich noch wirk­lich als „Fre­und“ beze­ich­nen mag. Wir ken­nen uns zwar erst seit ein paar Jahren, aber durch ein ähn­lich­es „Schick­sal“ fühlte ich mich ihm ins­beson­dere seit dem ersten Tre­f­fen von Anfang an sehr ver­bun­den. Wir haben uns auch gle­ich erstaunlich gut unter­hal­ten kön­nen, was für mich ja doch schon gerne eine Hürde ist. Aber da fan­den wir wohl schnell die gle­iche Wellenlänge 🙂

  2. Ich hab noch Kon­takt zu Schul­fre­un­den. War jaauch nur eine knappe Hand voll, aber die Kon­tak­te ver­lieren sich lei­der mehr und mehr im Sand. Da ist das Studi­um, da ist die Ent­fer­nung und da wiederum ist ein ziem­lich hässlich­er Bruch. Aber ich habe auch neue gefun­den und ja das meiste spielt sich über Netz ab, Tele­fon manch­mal und tre­f­fen noch sehr viel sel­tener, aber ich kann auch nicht sagen das es nicht gut ist, wie es ist.

    • @ Zot­telkind:
      Oh, okay. Wenn dir das reicht, Respekt. Mir fehlt lei­der viel. Ger­ade durch meine frühere beste Fre­undin habe ich sehr gut erfahren, was Nähe und Gebor­gen­heit bedeuten kann 🙂 Warum hab ich nur immer so ein Pech mit Frauen 😥

  3. je älter ich werde, desto mehr schrumpft die zahl der freunde.
    ich denke, das ist bei jedem so.
    in der jugend waren es ganz viele, aber auch nicht beson­ders gut ausgewählt.
    dann wurde ich mit der zeit wäh­lerisch­er und ließ mir nicht mehr so viel gefall­en und die anzahl schrumpfte.
    jet­zt hat man nur noch ne hand­voll, aber die ist auch gut so.

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