Bisherige Beiträge:
- Sams im Unglück (23.4.2012)
- Shopping (23): Manga und mehr (25.4.2012)
Köln
Nach dem Telefonat mit Claudy kamen glücklicherweise weitere Sonnenscheine. Die Fahrt zum Hauptbahnhof klappte problemlos. Nun wollte ich erstmal etwas essen. Und vor allem trinken. Denn ich hatte mir nichts für die Fahrt mitgenommen. Mit solchen verzögernden Problemen hatte ich nun nicht gerechnet … Ich brauchte aber auch einige Zeit, bis ich fündig wurde. Etwas abseits der belebten Einkaufsstraße fand ich auf einem Platz eine kleine Pizzeria. Diese war auch sehr lecker 🙂
Aufm Weg
Im Anschluss war ich wie erwähnt in einer Buchhandlung stöbern und shoppen. Doch als der Abend näher rückte (offiziell sollzte die Kuschelparty von 19:30 bis 23 Uhr gehen), wurde ich doch spürbar nervös und ich suchte auf dem Weg zur Kuschelparty nochmal eine Toilette auf. Aber meiner wieder recht gut gehobenen Stimmung tat dies keinen Abbruch.
Vor Ort gab es einen Aufenthaltsraum mit Getränken und Knabberzeugs. Und es gab Umkleiden, um sich in eine angenehm-lockere Schale zu schmeißen. Hätte ich das vorher gewusst … aber ich hätte eh nur eine suboptimale Jogginghose aus Kunstfaser, die sich bei Reibung schnell auflädt. Und das bleibt bei einer solchen Veranstaltung schnell passiert.
Lasset die Spiele beginnen!
Als dann der Großteil der Angemeldeten eingetrudelt war, wurden wir in einen großen Raum mit vielen Matratzen gebeten. Auf einer großen Matratzenfläche (ca. 5×5) haben wir dann einen großen Sitzkreis gebildet. Als ich zwischenurch mal grob gezählt hab, kam ich auf etwa 44. Wobei während der Vorstellungsrunde aber noch nach und nach ein paar hinzukamen.
Geleitet wurde das von einer Frau und einem Mann, die sich vorstellten und ein rotes Kuschel-Herzkissen (mit zwei Händen und kurzen Armen) rumgehen ließen, dass sich jeder kurz vorstellt: Vorname, Befürchtungen, Erwartungen und welches Kuscheltier man für den heutigen Abend ist. Nach etwa zwei Dritteln war ich an der Reihe:
Ich heiße Schoko. Als Befürchtung habe ich, dass ich mich nicht ganz darauf einlassen kann, weil ich mir oft zu viele Gedanken mache. Erwartungen habe ich keine konkreten. Eher neugierige Spannung, was da nun Unbekanntes auf mich zukommt 🙂 Als Kuscheltier bin ich die Anti-AKW-Gisela [großes Lachen in der Runde], die ich letzte Woche als Perlsacktier geschenkt bekommen habe.
Erklärungen
Anschließend wurden die grundlegenden Spielregeln erklärt – die ich aber auch schon von deren Internetseite kannte und eigentlich klar sein sollten: Es passiert nichts Sexuelles. Daher gibts auch ein paar Bereiche, die pauschal tabu sind. Diese haben sie per Zeigen bzw. Abdecken mit den Händen veranschaulicht. Auch das unerwünschte „Dry Humping“ (Sexbewegungen in angezogenem Zustand) wurde kurz dargestellt. Fragen und konkret zu antworten ist immer wichtig. Wobei man Ablehnungen auch nicht persönlich nehmen darf. manchmal passts eben einfach nicht in der Situation oder es hapert an der eigenen Stimmung, so dass das nun nicht erwünscht ist. Reden ist nur im Flüsterton erlaubt, so dass wirklich nur der andere Kuschelpartner die Frage bzw. Antwort versteht.
Auch wurden uns die verschiedenen Bereiche erklärt: Der große Matratzenbereich ist der eigentliche Kuschelbereich. Wer sich etwas abreagieren und herumbalgen möchte, dafür gabs eine kleinere Matratzenfläche in einer Ecke. Auf der anderen Seite lagen etwa sieben, acht Matratzen nebeneinander. Wenn man gerne kuscheln möchte, aber gerade keinen Partner hat, kann man sich dort hinlegen und warten. der letzte freie Bereich stand denjenigen zur Verfügung, die gerade pausieren, aber lieber weiter im Raum bleiben möchten, anstatt nach draußen zum Tisch mit den Getränken und Knabbereien zu gehen.
Ja oder nein
Dann begann das erste Spiel: „Ja oder nein“. Das fand ich gerade für Neulinge wie mich hilfreich, um auch sich selber besser kennenzulernen und zu erfahren, was man selber mag. Es lief flotte Musik, alle gingen kreuz und quer über die Matratzen, bis das Lied stoppte. Nun wandten sich immer die zwei sich jeweils am nächsten Stehenden einander zu. Einer fragte den anderen: „Darf ich dich berühren?“ Nach einem „Ja“ konnte eben dies getan werden, um sich dann, beginnend bei der Schulter, in andere Bereiche zu streiche(l)n. Bis zu einem „Nein“. Auch korrigierende Worte wie „langsamer“ sind dabei hilfreich. Nach einiger Zeit wurden diese beiden „Rollen“ getauscht.
Und danach wurde wieder „durcheinandergewürfelt“. Diesmal zu einem Lied von Madonna. Auch hier stand ich wieder einem Mann gegenüber. Aber anders als ich damals™ dachte, hatte ich hiermit nun keine Probleme. Auch das Alter war kein Thema. Es stand eben das „Kuscheln“ an sich im Vordergrund. Hilfreich hierbei ist denke ich auch, dass man sich einander nicht kennt, so kann ich mir darüber auch keine Gedanken machen. Erst recht nicht, wenn ich die Person auch nicht sehe. Denn wenn ich selber betastet wurde, habe ich (wie die meisten, vielleicht auch alle) meine Augen geschlossen, um mich ganz auf das Berühren einzulassen.
Zum dritten (und letzten) Partnerwechsel lief dann einer meiner Lieblinge 😎 Diesmal stand ich dann einer Frau gegenüber, als die schnelle Musik stoppte und zur Entspannungsmusik wechselte.
Aprilwetter
Im Anschluss wurden wir durch Abzählen in zehn Grüppchen aufgeteilt mit jeweils fünf bis sechs Personen. Das waren also letztlich noch deutlich mehr als die „überschlagenen“ 44. Diese haben sich jeweils in eigenen Kreisen hingesetzt, einer hat sich in die Mitte gelegt. Und nun begann das Spiel „Aprilwetter“, das die Personen drumherum mit ihren Händen begleiteten:
Die Person in der Mitte träumte auf einer Wiese vor sich hin. Sie spürte die warmen Sonnenstrahlen, wie sie sich auf ihren Körper, auf ihren Rücken, die Arme und Beine legten. Doch dann kamen langsam Wolken auf und es begann zu regnen. Anfangs waren es nur einzelne Tropfen, aber schon kurze Zeit später trommelte es über den ganzen Körper. Jedoch verschwand auch diese Wolke bald wieder. Es kam etwas Wind auf, der über die Hautstrich und sie trocken blies. Das Streicheln des Windes war so angenehm, fast dachte die Person, sie befände sich auf der Kölner Kuschelparty und mehrere Personen säßen um sie herum und würden sie mit Streicheleinheiten verwöhnen. Aber das war ja zu schön um wahr zu sein 😀 Schließlich wurde der Wind ruhiger und die Sonne kam raus, legte sich wieder wärmend auf die Haut und ließ die Person aufwachen.
Auch wenn ich in unserem Fünfer-Grüppchen der letzte war, der verwöhnt wurde, war ich doch erstaunt, wie intensiv und schön alleine schon das Handauflegen zu spüren war 🙂
Frei-Zeit
Im Anschluss war freies Kuscheln angesagt. Dies begann ich mit einem Herren aus meiner „Aprilwetter“-Gruppe. Doch nach einiger Zeit musste ich leider aufhören, da ich recht kitzelempfindlich wurde. Womöglich waren das einfach zu viele neue Eindrücke an diesem Abend. So entschuldigte ich mich, ging erst mal raus, was trinken und knabbern. Nach einiger Zeit ging ich wieder rein und setzte mich ins Pauseneck, da ich mich innerlich immer noch etwas „kuschelempfindlich“ empfand.
Das änderte sich jedoch auch nicht durch das Hören der ruhigen Musik und das Sehen der anderen. Doch dann kam die Leiterin auf mich zu und meinte, es gäbe da einen Mann mit zwei Frauen, das fand sie zuviel für ihn, da solle ich mich mal dazulegen. Und so nahm sie mich an ihre Hand und zerrte führte mich dorthin 😉
Die zwei Frauen lagen links und rechts des Mannes, ihm zugewandt. Ich legte mich hinter eine, bat um Erlaubnis, was mir auch gestattet wurde. Anfangs war ich etwas enttäuscht, dass sie mir den Rücken zuwandte, da sie so mit ihrer Hand mich schlechter streicheln konnte und sich das somit auf ein Bein beschränkte. Dann dachte ich aber, dass das womöglich sogar besser ist, anstatt wieder so ins „Kitzelgefühl“ zu kommen. Nach einiger Zeit ging sie raus. Ich rückte auf, fragte und bekam das Okay, nach wenigen Sekunden dann aber doch die Absage.
Ich stand auf, ging in Richtung Tür, noch unschlüssig, ob ich was trinken gehen oder mich nur in die Pausenecke setzen sollte. Dann kam jedoch ein etwa Gleichaltriger auf mich zu und wir verständigten uns per Gestik, dass wir beide gemeinsam wieder zurück auf die Matratzenwiese wollten. Aber holla, ging der ran! Bisher waren meine Aktivitäten an diesem Abend eher Streicheln als Kuscheln. Er ging da schon sehr nah ran. Wie auch andere, wie ich in meiner Pause sah. Aber die waren vielleicht auch mehr in Übung. Das kam überraschend, war aber auch schön 🙂
Ende
Doch irgendwann wurde dann das Ende „eingeläutet“ zuerst mit schottischer Musik (die aber auch schon etwas flotter war), danach orientalisch angehauchte, unterlegt mit flottem Dance-/House-Beat. Hier konnte sich der Leiter nun als DJ wirklich bestens verausgaben. Wobei der Wechsel der Lieder ab und zu dann aber doch etwas irritiere. Die Lautstärkee ging nach oben, das Licht wurde heller und so wurde noch gut zur Musik getanzt, die für mich den Höhepunkt im Sandsturm hatte 🙂
Danach kam ein etwas Lied, der Sänger erinnerte mich an Meat Loaf und er sang irgendwas von Liebe. Mein letzter Kuschelpartner wurde von einem jungen Mädel zum Tanzen aufgefordert. Mit ihr hatte er wohl vorher gekuschelt. Nach „Time To Say Goodbye“ gings dann aber wirklich raus.
Nach dem Umziehen ging ich mit meinem letzten Partner gemeinsam zum Hauptbahnhof. Eigentlich wollte ich bald fahren, weil ich ja noch eine gewisse Strecke mit dem Auto fahren musste ich die letzten Tage eh immer zu wenig Schlaf abbekommen hatte. Es war schließlich bereits um Mitternacht. Doch dann überredete überzeugte er mich doch und so suchten wir uns noch einen Ort, wo wir was Trinken und Plaudern gehen konnten.
Absacker
Ich wurde zwar im Brauhaus schräg angeschaut, als ich ein Wasser bestellte. Aber ich bekam eines. Und trotz der geringen Auswahl an Antialkoholika dort sogar ein richtiges Mineralwasser, keines aus dem Coca-Cola-Haus.
Er meinte, er hatte sich schon vorher überlegt, mich anzusprechen. Anscheinend ist es mir schon anzusehen, dass ich ähnlich gestrickt bin wie er. Über die Schwierigkeiten bei der Beziehungs- und Freundschaftsfindung konnten wir uns sehr gut unterhalten. Und ja, ich war doch überrascht, als er meinte, dass sein Partner weiblich sein sollte 😉
Er kommt aus Aachen, was für mich nochmal weiter als Köln ist. Eigentlich wollte er mir eine Mail schreiben, bisher kam aber nichts. Denn es ist fraglich, wann wir uns das nächste Mal auf der Kuschelparty sehen. er arbeitet im Buchhandel als Verkäufer, da bekommt er gerade am Superverkaufstag Samstag nur selten frei.
Heimfahrt
Zwar fuhr seine Bahn jede Stunde und meine sogar jede halbe, aber dann waren wir doch immer wieder etwas zu spät, wenn wir gehen wollten. Und so machte ich dann Viertel vor 2 als feste Zeit aus, wo wir zum Hauptbahnhof gehen sollten. Um Viertel nach würde eh sein letzter Zug kommen. Um sieben nach meiner. Dachte ich zumindest. Aber zu der Zeit kam mein Zug nur noch einmal in der Stunde. Also bis 37 nach warten.
In der Bahn selber waren auf den Plänen leider nur die größeren Stationen in der Umgebung eingezeichnet. Und die Durchsagen nicht immer verständlich. So kam, was kommen musste: Ich verpasste meine Station. Ich war sogar zwei weiter. Aber in meiner Bahn erfuhr ich von jemandem, dass bereits drei Minuten später ein Zug aus der anderen Richtung käme. Doch nun war es bereits eine Mute nach drei. Und das Tagesticket (das ich wegen des Kinoasfalls aus Zeitgründen auch nur für die zwei Fahrten genutzt hatte) galt wohl nur bis drei Uhr nachts.
Okay, sicher ist sicher, hole ich mir noch eben ein Ticket. Doch ich befand mich nun wohl bereits kurz außerhalb von Köln, wahrscheinlich kostete deshalb das Ticket für nur zwei Stationen 3,60 Euro. Gegen Viertel nach 3 war ich dann aber auch am Auto und eine Dreiviertelstunde später daheim 🙂
Und gestern ist auch wieder Post bei mir eingetrudelt. Nun hab ich fürs nächste Mal auch eine richtig bequeme Hose 😎 Wobei ich mir das aber wohl auch nicht jedes Mal leisten kann. Zweimal im Monat ist gerade mit den Fahrtkosten doch schon happig. Aber der 5. Mai ist auch wieder der erste Samstag des Monats, da werde wieder zum Vegetariertreff. Letztes Mal hat bei mir wegen des Osterwochenendes nicht geklappt.
Fazit
Insgesamt eine sehr schöne Erfahrung. Wobei „eine“ deutlich untertrieben ist. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt und ob ich das mit der Zeit auch den Fremden gegenüber inniger erleben kann. Also mehr Kuscheln als „nur“ Streicheln. Aber beim nächsten Kuschelparty-Termin ist eh das Chrissy-Christi-Himmelfahrt-Wochenende, da wird es diese Probleme kaum geben, dafür hab ich Claudy schon zu lieb gewonnen. Ich freue mich schon auf den Ausflug 🙂
Da Einbetten nicht erlaubt ist, zum Schluss noch ein Link.
Fr, 27. April 2012 um 00:02
bei mir ist das kuscheln gratis! 0:-)
ne schöne hose hast du ja schon für die nächsten kuschelparties 🙂
Fr, 27. April 2012 um 13:20
@ claudy:
Ach, zahlst du mir die Fahrtkosten? 😀
Fr, 27. April 2012 um 14:54
👿
sowas freches!
Fr, 27. April 2012 um 15:15
@ claudy:
Bei der Aussage musste ich einfach nachfragen 😀 Aber ob gratis oder nicht – Hauptsache nicht umsonst 😉
Fr, 27. April 2012 um 15:53
na ich hoffe doch schwer (*gg*), dass du bei mir voll auf deine kosten kommst 🙂
Sa, 28. April 2012 um 02:05
Aprillwetter kenn ich aus der Grundschule, das hab ich voll gerne gemacht, das war toll!!! xD *hihi*
Aber da kannte ich meine Kuschler, so eine Kuschelparty mit fremden Menschen wäre nichts für mich, da hab ich zu große berührungsängste davor… ich werde grundsätzlich nicht so gern in den Arm genommen, außer von meinem Freund!!!!!! >.<
ABER jedem das seine und dass es dir gefallen hat und dich vielleicht auch weiter bringt, finde ich sehr toll!!! :-*