„Einfach mal abschalten“ – diesem Spruch begegnete man gestern in Berlin öfters. Leider gehorcht mir da mein Hirn nicht so sehr, sondern hängt hartnäckig trüben Gedanken nach 😐
Am schlimmsten war dabei die Hinfahrt.
Eine Zugfahrt, die ist lustig?
Unten im Bahnhof hatte ich noch mit einem von den Grünen gesprochen, den hatte ich aber verloren, als sich die gesamte Truppe zum Gleis begab.
Und so saß ich dann im Zug für mich, hab versucht etwas zu lesen, aber hab weder im Buch noch im Greenpeace-Magazin viel geschafft, da ich mich einfach nicht konzentrieren konnte. Der Sonderzug hatte schon mehrere Zwischenhalte hinter sich, es kamen noch zwei, dann begann die lange Strecke nach Berlin. selbst die zwei jungen Männer, die unter anderem über das Nichts philosophierten, konnten mich nicht ablenken, sie verwirrten mich eher, da deren Gedankengänge schon sehr abstrakt in die Tiefe gingen …
Erschwerend kam ja wie erwähnt hinzu, dass ich mangels Headset keine Musik übers Handy hören konnte. Und so wurde meine Stimmung im Laufe der Zeit immer trüber, bis ich jedesmal einen kleinen Stich ins Herz merkte, wenn ich eine junge Frau sah oder auch nur hörte 😥
Irgendwann zum Ende der Fahrt beruhigte ich mich mit zwei Gedanken:
Zum einen kann ich mich mal nach einer Ausgestrahlt- oder Umweltschutzgruppe in meiner Gegend umschauen, so käme ich ja zumindest schonmal in Kontakt mit Gleichgesinnten. Und es wäre ja auch schöner, in einer Gruppe statt allein solche Reisen anzutreten 🙂
Zum anderen fiel mir eine Partnervermittlungsseite ein, die auch eher speziellere Zielgruppen hat. Nach einer kurzen Recherche übers Handy fand ich es dann auch wieder, „das alternative Internetportal zur psychologischen Freundschafts- und Partnersuche“. Da werde ich mich die Tage wohl anmelden, den „Eignungstest“ hatte ich wenig überraschend mit Bravour bestanden 😉
Ankunft
Im Berliner Hauptbahnhof angekommen, war an solchen Trübsal natürlich nicht mehr zu denken 😀 Herrlich, so viele Kernkraft-Gegner auf einem Haufen zu sehen 8)
Nach der Anfangskundgebung dauerte es einige Zeit, bis ich mich auch in den Demonstrationszug einordnen konnte. Es war nunmal eine riesige Menge an Teilnehmern, die alle über eine verhältnismäßig schmale Brücke die Demonstration begannen. Aber zum einen war es schön, aufgrund dieser Masse warten zu dürfen, zum anderen war es bis auf zwei kleinere Schauer auch trocken und meist sonnig.
Demo
Jede Gruppe hatte einen eigenen Wagen, dem sich das passende Fußvolk anschloss. Wobei wohl nicht alle durch das Gedrängel ihre Gruppe erwischten, so kam ich nicht zur Ausgestrahlt-Gruppe, sondern fand am Ende bei den Raver-Wagen Anschluss. Die Demo an sich fühlte sich dadurch – zumal in Berlin – wie eine kleine Love-Parade an. Schön, dass ich das auch mal erleben durfte 🙂
Als dann das gesamte Regierungsviertel umzingelt war, setzten wir uns nieder, um sowohl das Widersetzen gegenüber dieser Atompolitik zu verdeutlichen, als auch Solidarität mit den Castor-Sitzblockaden zu zeigen. Den Höhepunkt bildete aber die eigenmächtige Routenänderung, indem die Demonstrationsteilnehmer nicht am Reichstag vorbeizogen, sondern die Treppe und den Platz davor einnahmen 🙂 Als irgendwann per Lautsprecher die werten Demonstrationsteilnehmer aufgefordert wurden, den Platz zu räumen, passierte nichts, die „Ab-schal-ten!“-Rufe und Pfiffe wurden eher lauter. Wobei es zwischendurch von einer kleinen Gruppe auch „Neu-wah-len!“-Rufe gab 😉
Das nachfolgende Foto entstand, als sich viele wieder mit dem Demonstrationszug zurück zum Hauptbahnhof begaben, es war vorher natürlich nicht so leer gewesen.
Rückfahrt
Die Rückfahrt war wesentlich angenehmer. Zum einen wegen der auf der Hinfahrt gekommenen zwei Gedanken, zum anderen auch, weil ich einfach kaputt war, aber auch nur ein bisschen dösen konnte. In erster Linie aber, weil die Demo einfach super war 8)
Sonne zeigen!
Zum Schluss noch ein nettes Potpourri an Bildern aus dem Netz:
Di, 30. August 2011 um 13:13
sehr gut das du demonstrieren warst,weisst du ja 😉