Gestern Abend hatte ich ein ausführliches – und vor allem erkenntnisreiches – Gespräch per Videochat mit einem befreundeten Pärchen. Vorab hatte ich ihr den Nachrichtenverlauf von mir mit zwei Frauen aus einem Datingportal geschickt, in dem ich mich vor ein paar Wochen registriert hatte. Bei beiden gingen jeweils ein paar Nachrichten hin und her, bevor es dann still wurde.
Was die Freundin allein in den wenigen Texten alles an schlechten Formulierungen und missverständlichen Texten von mir fand 🙈 Da muss ich mich über meine vielen Misserfolge bei den Frauen nicht wundern 🙄 Ein Wunder, dass das mit Claudy geklappt hat. Und dann auch noch so lange ging 🙂
Das Dating
Sie meinte, ich müsse mir bewusst werden, welche(s) Ziel(e) ich mit dem Datingprofil erreichen möchte, diese für mich formulieren sollte und anschließend ggf. auch im Profil, damit das auch den Profilbesucherinnen klar wird und sich somit eben vielleicht auch besser entsprechend passende Personen eher bei mir melden. Wobei ich eine abgewandelte Form meiner Kontaktanzeige bereits im Profil stehen hatte. Diese habe ich nun weiter nach oben, an eine prominentere Stelle geschoben.
Außerdem verglich sie ein solches Profil mit einer quasi dauerhaften Bewerbungssituation für Singles. Ich muss meine positiven Seiten verkaufen und sollte die negativen vor allem nicht gleich alle auf den Tisch knallen. Das könnte auch noch eine Umgewöhnung sein. Ich bin eben ehrlich und schreibe so, wie mir die Griffel gewachsen sind. Okay, das sieht man dann auch an den unüberlegten Formulierungen in meinen Nachrichten. Wohin das führt, seh ich ja grad …
Darüber hinaus riet sie mir auch, nicht so schnell so arg private Dinge anzusprechen. Wer weiß, ob das dann nicht nochmal auf mich zurückfällt. Wobei ich da aber auch nicht der einzige bin, der so tickt. Mit der ersten, mit der ich über die Plattform geschrieben hab (die nicht zu den beiden oben genannten Kontakten zählt), haben sich die Gespräche in eine recht intensive und persönliche Richtung entwickelt.
Das Ich
Das befreundete Pärchen meinte auch, dass ich ein stark verzerrtes Bild von mir selber habe und mich nicht immer so runtermachen solle. Das hätte ich nicht nötig. Ja, ich bin extrem introvertiert, ruhig und defensiv, aber so »schlimm«, wie ich mich nach außen darstelle, bin ich auch nicht. Wobei mir hierzu noch etwas das Verständnis fehlt, aber vielleicht folgen ja bald noch konkrete Beispiele, wie ich mich in der Vergangenheit verhalten habe, um mir dessen bewusst zu werden.
Es kam die Frage auf, ob mir die Therapie bei diesem Therapeuten überhaupt richtig weiterhilft, wenn ich schon so lange dabei bin, meine Psyche aber immer noch so ist, wie sie jetzt ist. Die Freundin empfahl mir, eine Alternative zu suchen und zu schauen, ob es da besser klappt. Und bis es soweit ist, solle ich öfter Sitzungstermine ausmachen und schwerpunktmäßig über mein Selbstbewusstsein sprechen.
Ende April ist der nächste Termin, mal sehen, wie das wird und in welchem Rhythmus dann die weiteren Termine folgen können.
Die Literatur
Außerdem empfahl sie mir folgende Bücher:

»Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen: Allgemeine Psychologie der Kommunikation« (Friedemann Schulz von Thun)
Mi., 24. März 2021 um 06:41
Wow, du hast da echt tolle Freunde, die dich ehrlich auf so etwas hinweisen und das mit dir analysieren!
Ich glaube die Kunst ist, dass man am Ende immer noch man selbst ist, wenn man all diese „Regeln“ beachtet… Ich habe da auch nie darauf geachtet, aber war auch nie wirklich auf der Suche nach jemandem.
Zu den intensiven Gesprächen: Da gebe ich euch recht; auf der Ebene ist man recht schnell. Das weiß ich von Freunden, die auf diversen Datingportalen unterwegs sind/waren. Allerdings brennt dieses intensive Feuer in der Regel auch nur kurz… ich weiß nur nicht, wo da der Zusammenhang besteht bzw. warum das sos ist und was letztendlich dazu führt, dass der Kontakt einbricht. (Passend zum Thema und sehr interessant finde ich übrigens das hier: https://twitter.com/TribalSpaceCat/status/1240762438057725953)
Und yeah, die ersten beiden Bücher habe ich auch. „Miteinander Reden“ ist ein Klassiker! ; ) Das von Paul Watzlawick habe ich noch nicht geschafft zu lesen, da es leider nicht so einfach geschrieben ist (viele Fremdwörter), aber ich vermute mal, dass es auch sehr gut ist. Zusätzlich kann ich dir noch »Sag es einfach« von Oliver Stöwing empfehlen und natürlich Vera F. Birkenbihl. Ich kenne sie bisher allerdings nur von ihren Videos auf YouTube, aber sie hat sich als Autistin auch sehr viel mit Kommunikation beschäftigt.
Interessanterweise habe sie beiläufig in einem meiner letzten Artikel erwähnt über Autismus. Vielleicht findest du dich auch darin wieder? Es würde mich jedenfalls interessieren, was bei dir im Test rauskommt. : )
https://alles-und-nichts.net/2021/03/19/wozu-diagnosen/
Liebste Grüße aus dem Black Forest
Lui
Sa., 27. März 2021 um 10:36
Hallo Journey/Lui 🙂
Der Gesprächsabend war ziemlich bitter. Also im Sinne von: Eine bittere Erkenntnis, was ich mit meinem spontanen, unüberlegten Geschreibsel so anstellen kann. Daher war das Gespräch an sich natürlich umso hilfreicher und superer 😁
Klar, ich möchte auch weiterhin ich selbst sein und möchte sie nicht meine Nachrichten an die weibliche Welt komplett beantworten lassen 😉 Aber allein gewisse Grundregeln beachten und vor allem sich dessen bewusst zu werden, das könnte noch eine Umstellung bedeuten. Daher hat es mich umso mehr gefreut, dass meine Nachrichten zur »Kontaktwiederaufnahme« mit den beiden besagten Frauen sowie einer weiteren ohne Korrekturen durchgegangen sind. Es ist doch noch nicht alles für mich verloren 😜
Danke für die Tipps, das steht nun auch auf meiner Einkaufsliste. Leider gibts die wenigsten günstig gebraucht. Aber ich muss ja nicht alle gleich haben, werde die ja nacheinander lesen und kann dann die Augen nach gebrauchten Exemplaren offen halten. Ich werde wohl mit »Miteinander reden« beginnen, das ich letztens über eBay Kleinanzeigen in der Nachbarstadt für einen Fünfer abholen konnte.
36 Punkte, oha. Ich kam beim Autismus-Test »nur« auf 25.
Liebe Grüße zurück.