Schokokäse

Schluss mit dem Käse – jetzt gibts Schokolade!

Ich (88): Gibts ein Coming-Out?

| 5 Kommentare

Ich finde diese Ein­stel­lung sehr sympathisch:

Ich weigere mich, das Tam-Tam zu ver­anstal­ten, das ihr ange­sprochen habt.

Und weil ich immer noch nervös werde kurz bevor ich richtig­stellen muss, dass ich nicht het­ero bin. Ich habe kaum Angst vor Anfein­dun­gen oder Gewalt. Ich weiß, das ist ein Priv­i­leg als queere Per­son; es sollte keines sein. Wovor ich Angst habe, sind Men­schen, die sagen, sie müssten das erst ein­mal ver­ar­beit­en. Die mir vor­w­er­fen, ich hätte es zu lange ver­heim­licht. Men­schen, die behaupten, natür­lich sei es in Ord­nung – und die sich den­noch Sor­gen machen, wenn ihre Kinder in der Schule von Leuten wie mir hören.

Trotz­dem ist es schön, out zu sein. Natür­lich wäre es schön­er gewe­sen, wenn ich mit fün­fzehn schon ganz selb­stver­ständlich hätte les­bisch sein kön­nen. Natür­lich wäre es schön­er, ich kön­nte es jetzt.

Aus: »Queers, müsst ihr euch immer noch out­en?« (jetzt.de)

Allgemeine Einstellung

Denn auf der einen Seite gibt sich in unser­er Gesellschaft ein Großteil offen und tol­er­ant. Auf der anderen Seite wird ins­beson­dere unbe­wusst immer noch sehr het­ero­nor­ma­tiv gedacht.

Ein­er­seits führt ein aktives Com­ing-Out somit natür­lich zu mehr Sicht­barkeit von Nicht-Heteronormativitäten.

Ander­er­seits finde ich es auch schön­er, das nicht so an die große Glocke zu hän­gen (es ist ja in unser­er Gesellschaft eigentlich nichts beson­deres bzw. sollte nichts beson­deres mehr sein), son­dern zu the­ma­tisieren, wenn es sich ergibt. Denn Het­eros »müssen« sich ja auch nicht outen.

Die Familie

Doch während der let­zten Besuche bei meinen Eltern habe ich mich gefragt, ob ich das bei mein­er Fam­i­lie weit­er­hin so … hand­haben möchte (das Wort »ver­steck­en« trifft es da meines Eracht­ens nicht).

Schwierig finde ich vor allem in Bezug auf meine Eltern, dass sich die Pan­sex­u­al­ität bei mir »nur« auf die Sex­u­al­ität bezieht. Gefühlt habe ich bish­er immer het­ero­ro­man­tisch. Klar, ich möchte nichts endgültig auss­chließen, aber jet­zt mit Mitte 30 denke ich, dass diese Ein­stel­lung schon ziem­lich gefes­tigt ist. Und über die Sex­u­al­ität spreche ich (wie wohl viele) nicht mit meinen Eltern. Das einzige, an das ich mich erin­nern kann, ist die Aufk­lärung mit dem Buch »Peter, Ida und Min­i­mum«. Und später an die gefühlte Pein­lichkeit, wenn wir zusam­men einen Spielfilm gese­hen haben und dort eine Sexszene gezeigt wurde 😳

Daher frage ich mich hier zwei Dinge:

Der Beginn

Wie das The­ma ansprechen? Proak­tiv oder »neben­bei«? Wobei das Neben­bei ja auch indi­rekt her­beige­führt wer­den kann, etwa durch das Tra­gen eines entsprechen­den Shirts. Oder doch erst damit »her­aus­rück­en«, wenn ein queeres The­ma (von mir unbee­in­flusst) zur Sprache kommt?

Die Formulierung

Ich denke, wäre ich »kom­plett« pan­sex­uell und nicht auch noch het­ero­ro­man­tisch, würde mir ein aktives Com­ing-Out ein­fach­er fallen.

Denn dann kön­nte das je nach Wahl der Beziehungsper­son ja sowieso sehr sicht­bar sein. In meinem Fall ist die Queer­ness aber durch die Beschränkung auf die Sex­u­al­ität nach außen nicht so sicht­bar, son­dern rein intim ausgeprägt.

Sich­er, für das Kopfki­no mein­er Eltern sind immer noch sie sel­ber ver­ant­wortlich. Aber bei ein­er »kom­plet­ten« Pan­sex­u­al­ität ist mit der Dat­ing- und Beziehungs­the­matik ein wesentlich unver­fänglicher­er Gesprächss­chw­er­punkt möglich.

Aber so? Selb­st wenn ich das nicht von mir aus gle­ich klarstelle. Aber wenn ich zum Beispiel gefragt werde, ob ich mich denn auch schon Män­ner gedatet hab – spätestens dann müsste ich das ansprechen oder lügen. Denn ich kann schon ver­ste­hen, dass die eige­nen Eltern inter­essiert, mit welchen Per­so­n­en sie vielle­icht später mal als Part­ner der eige­nen Kinder rech­nen können.

Schwierig.

5 Kommentare

  1. hey 🙂
    warum machst du dir so einen Kopp darum? solange du noch Sin­gle bist ist doch alles ganz entspan­nt und du „musst“ deinen Ellis gar nichts sagen. oder hast du den Drang, es ihnen zu sagen? wenn ja, dann hau et doch ein­fach aufn Tisch ;-p
    son­st kannst du ja ein­fach warten, wer dir so alles begeg­net im leben und wenn es mal ein mann sein sollte, mit dem du tat­säch­lich vor der sit­u­a­tion stehst, deine Eltern gemein­sam mit ihm zu besuchen, dann kannst du ja immer noch vorher ankündi­gen, dass du nicht mit ein­er weib­lichen per­son vorbeikommst 🙂
    deine Eltern sind doch keine erzkon­ser­v­a­tiv­en men­schen….! ich hab das Gefühl, du grü­belst wieder zu viel 😉 und in Wahrheit ist alles ganz entspannt 🙂

    Keep calm and have some cake!

  2. Ich seh das wie FrauS. : )
    Oder belastet es dich denn, nichts dazu zu sagen? Oder wäre es dir ein­fach nur wichtig, dass sie es wis­sen? Dann würde ich das Gespräch auch damit begin­nen… und ich würde mich darauf ein­stellen, dass du erst mal die Begriffe pan und het­ero­ro­man­tisch erk­lären musst. Ich weiß ja nicht, wie deine Eltern so sind, aber meine kön­nten z.B. nichts damit anfan­gen. : D
    Ach ja: Kennst du eigentlich »okay«? (https://www.youtube.com/channel/UCTFCAxi634M3H_ezo6a1jsA/videos) Vielle­icht inspiri­ert dich das ja, beson­ders die Fol­gen, in denen Anni­ka Com­ming Outs nach­spielt. : D

  3. @ Lady Butterfly:

    Ich mach mir aber nen Kopf. Wie bei allem. Wenn ich mein Inner­stes nach außen kehren würde, würde das in etwa so aussehen 😁

    @ Jour­ney:

    Ja, das ist mir klar, dass ich dann gewisse Begrif­flichkeit­en erläutern müsste. Mh, »Belas­tung« würde ichs nicht nen­nen. Hach, ich weiß doch auch nicht. 🙄

    Bei meinem let­zten Besuch bei meinen Eltern hat­te ich die Arm­bän­der zwar im Ruck­sack mit, aber mich dann doch nicht getraut, »Flagge« zu zeigen.

    Zum einen wohl wegen der Ungewis­sheit der Reak­tion, zum anderen, weil ich eben auch nicht so recht weiß, wie ich die bei mir so kom­plexe The­matik am besten erk­lären sollte.

    Danke für den YouTube-Kanal, da brauch ich jet­zt noch mehr Zeit zum Vertrödeln 😉

  4. Hey, das war eher zur Inspi­ra­tion gedacht! : D
    Da gibt’s ein paar echt coole Com­ing-out-Geschicht­en. ; ) Und oft haben die Eltern/Freunde das auch schon geahnt…

    Let­zten Endes wirst du selb­st ja am besten wis­sen, wie du es bei deinen Eltern ansprichst, weil du weißt, wie sie so sind. Und wenn sie auf Anhieb nicht gle­ich so reagieren wie gedacht: Gib ihnen etwas Zeit zur Verarbeitung.
    Es wäre schade, wenn das ganze durch dein Unbe­ha­gen immer mehr zu ein­er Angst wird..

    Ich bin mir sich­er, dass du das kreativ lösen und let­zten Endes gut vor­bere­it­et sein wirst! Sieh es ein­fach wie eine Art Vor­trag zu einem The­ma, über das du schon Bescheid weißt. Du musst das ganze nur noch gliedern (und wenn es dir hil­ft: auch schriftlich).

    Ich drücke dir die Daumen! : )

    • @ Jour­ney:

      Ja, ich hat­te schon gele­sen, dass das inspiri­erend gemeint war 🙂

      Klar, ger­ade wenn Sex­u­al­ität und Romantik/Emotionalität übere­in­stim­men, wird die eigene Aus­rich­tung oft auch von nahen Ange­höri­gen vor­ab ver­mutet, da ins­beson­dere das Emo­tionale ja auch zum Beispiel zum »Schwär­men« führt, was sich nicht immer gut unter­drück­en lässt.

      Aber ob das bei mir so erkennbar war oder ist? Ob etwa meine Eltern mehr hin­ter früheren Tre­f­fen mit Män­nern ver­mutet hat­ten, als ich noch mit ihnen zusam­menge­wohnt hat­te? Denn natür­lich haben wir uns ja auch darüber unter­hal­ten, wenn ich mal weg­fuhr und wohin. Aber das ging auch nie über Nacht.

      Gut vor­bere­it­et? Gliedern? Dann wird das wenn über­haupt also erst nach Lesen des Buch­es und anschließen­dem Umset­zen eines eige­nen Bul­let-Jour­nals – vielle­icht also als eine Art Weihnachtsgeschenk? 😜

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