Die Deutsche Telekom steht stark in der Kritik, wie einige wohl bereits durch die Medien mitbekommen haben. Das Unternehmen plant, ihre „Flatrates“ zu drosseln. Dies wird „nicht vor 2016“ geschehen. Gegen Aufpreis kann man wieder in voller Geschwindigkeit surfen.
Wer dies nicht kann oder möchte, dem stehen z.B. bei Tarifen bis 16 MBit/s bereits ab 75 GB pro Monat lediglich 384 KBit/s zur Verfügung. Von YouTube, Internettelefonie & Co. ganz zu schweigen, wird damit selbst das normale Surfen zur Geduldsprobe, wie dieser Praxistest mit einer manuell gedrosselten Leitung zeigt:
[Nachtrag am 18. Juni 2013, 20:55 Uhr: Letzten Mittwoch gab die Deutsche Telekom bekannt, dass sie die Leitungen nur noch auf 2 MBit/s drosseln wird. Abgesehen davon, dass niemand weiß, wie praktikabel diese Geschwindigkeit ab 2016 wirklich sein wird, bleibt das eigentliche Problem bestehen: Die Verletzung der Netzneutralität (siehe weiter unten). Ob es sich hierbei wirklich um ein Zurückrudern handelt oder ein Ablenkungsmanöver ist, wird jeder für sich entscheiden müssen.]
Was 75 GB Freivolumen in der Praxis bedeutet, hat sie selber (!) einmal beispielhaft dargestellt – und bezeichnet das auch noch ernsthaft als „das volle Programm“:
Umgerechnet auf einen vierköpfigen Haushalt ergibt das pro Person im Durchschnitt:
- 0,08 Filme pro Tag
- 0,05 HD Filme pro Tag
- 30 Minuten Radio pro Tag
- 3,3 Fotos pro Tag
- 7,5 Minuten Spielen pro Tag
- 1,6 Musikstücke pro Tag
- 8,3 Webseiten
Man wolle damit die Preisgestaltung gerechter machen. Lieschen Müller soll nicht für den großen Sauger mitzahlen. Und nur 3% der Kunden sorgen angeblih für 30% des Datenvolumens. Perfide dabei ist die Argumentation. Denn der Traffic ist für die Provider nicht teuer. Und Engpässe im Netz sind hierzulande auch nicht sichtbar.
Besonders interessant wird dabei folgende Rechnung, basierend auf Angaben der Telekom:
Das Datenvolumen im Netz nimmt rapide zu: Nach Expertenschätzung wird es sich bis 2016 vervierfachen.
[…]
Im Schnitt verbraucht ein Kunde heute 15 bis 20 Gigabyte (GB).
Quelle: Deutsche Telekom
Nach eigener (!) Rechnung der Telekom liegt jeder Kunde zum voraussichtlichen Start der Drosselung mit durchschnittlich also 60 bis 80 GB schon gefährlich nahe an der Drosselgrenze oder gar darüber.
Netzneutralität
Noch gravierender als die Änderung der Flatrates auf Volumentarife ist jedoch die Verletzung der sogenannten Netzneutralität. Denn das konzerneigene Internet-Fernsehen „Entertain“ soll bei der Volumenberechnung nicht berücksichtigt werden. Und das ist womöglich erst der Anfang.
» zur Online-Petition zur gesetzlichen Verankerung der Netzneutralität
Was genau Netzneutralität bedeutet und was Verletzungen auf das Netz für Auswirkungen haben könnte, erklärt folgendes Video von Uebermorgen.TV gut:
Sehr informativ ist auch diese Folge vom „Elektrischen Reporter“:
Weitere Informationen: EchtesNetz.de
Fr., 7. Juni 2013 um 13:29
Ich würde gerne mal messen, welche Datenmengen ich bei meinem Internetanschluss im Monat so verbrate… Das Handy hängt ja auch noch mit dran.
Wie ist das dann eigentlich mim Telefon? Darf ich da dann auch nur noch 10 Worte pro Minute sprechen 😆
Ich hoffe wirklich, dass die Telekom da eins auf den Deckel bekommt! Das kanns echt nicht sein. Mir kommt da schlichtweg die Galle hoch vor Wut!
Am Handy lass ich mir die Drosselung ja noch halbwegs eingehen… Nicht aber bei meinem hausinternen DSL. Bei mir dudelt ständig Musik. Ich guck viel bei YT oder TV-Sendern, wenn ich mal wieder ne Sendung verpasst hab… Oder die Mediathek der Öffis. Da zahl ich ja so schon über die GEZ dafür. Und dann soll ich die Telekom dafür auch nochmal bezahlen? Ne, echt. Das geht gar nicht! Die sollen mal lieber VORHER im ländlichen Raum das Netz ausbauen, damit ich sehe, WOFÜR ich denn was berappen soll. Ne, echt nich. Internet ist heute ein Grundrecht wie das tägliche Brot!
So., 9. Juni 2013 um 10:25
»Internet ist heute ein Grundrecht wie das tägliche Brot!«
Das hast du gut formuliert und man sollte echt mal der Telekom einfach gesetzlich verbieten die Leute abzuzocken!
Das machen die seit JAHREN und kommen damit durch und sind leider auch noch so was wie Marktführer…aber auch nur, weil die alten Kunden in einem Knebelvertrag festsitzen, während immer neuere Produkte angeprisen werden, von denen die Neukunden jedoch auch nicht lange was haben…
Du kannst dich ja sicherlich an mein Internetstickproblem erinnern, Schoko. Ich konnte mir da nicht mal Videos auf YouTube ansehen, da sogar schon ein 3‑minütiges 30 Minuten zum Laden gebraucht hat…und das ist heute ebenfalls so! Der Vertrag läuft auch immer noch und erst diesen oder nächsten Monat aus. Bin echt schon froh, wieder 40 Euro mehr auf dem Konto zu haben…
Ich hasse ja diese Anbieter so oder so, aber manchmal überkommt mich echt eine immense Lust, diesen scheiß Laden zu sprengen und die zu terrorisieren. -.-
Di., 11. Juni 2013 um 21:50
@ Journey:
Ja, denn ansonsten ist es nur noch ein BummelBrot 😆
Di., 18. Juni 2013 um 20:59
Nachtrag:
Die Deutsche Telekom will jetzt „nur noch“ auf 2 MBit/s drosseln, das habe ich im Beitrag entsprechend geändert.
An der Verletzung der Netzneutralität will sie aber weiter festhalten.
Wichtig: Heute ist der letzte Tag, um die im Beitrag erwähnte Online-Petition zur Sicherung der Netzneutralität zu unterzeichnen.