Freitag Abend habe ich wie erwähnt den kürzlich erworbenen Film „Jennas Kuchen“ gesehen:
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Klar, alleine schon eine Leckerei im Titel zeigt mir, dass es fast schon ein Muss für mich ist 😉 Der Aufmachung und dem Trailer nach dachte ich an eine Komödie. Zwar nicht hochglanzpoliert, wie auch der Trailer schon andeutet (ganz ohne Konflikte wären Filme ja auch langweilig), aber doch locker-flockig-heiter.
Der Film
Darin hatte ich mich mächtig getäuscht. Jedoch nicht im negativen Sinne, im Gegenteil! Es war eine „Dramödie“, die es sehr gut verstand, Drama und Komödie miteinander zu verbinden. Auf der einen Seite eine sehr üble Beziehung, auf der anderen Seite das Leben außer Haus.
Bei den Szenen dieser nicht-funktionierenden Beziehung hat sich in mir alles zusammengezogen. Beängstigend. Und erschütternd, wenn man sich überlegt, dass es solche (und auch ähnliche) „Beziehungen“ real gibt, auch in unserer Gesellschaft.
Und dann ist sie auch noch schwanger … „Ich dachte, du schläfst überhaupt nicht mehr mit deinem Mann?“ – „Er hat sie abgefüllt.“ – „Ich darf nichts trinken. Wenn ich trinke, mache ich Dummheiten und schlafe mit meinem Mann.“
Aber gerade eben diese düsteren Szenen werten einen Film durch den ungeschönten Realismus eben auch auf. Es ist keine reine Unterhaltung, sondern ein Film mit Nachgeschmack. Bittersüß.
Einen schönen Kontrast bietet die Außenwelt, die auch sehr viele witzige Szenen bereithält. Diese sind jedoch angemessen eingesetzt, so dass ein insgesamt sehr stimmiges und realistisches Bild entsteht. Dass ein Leben viele Aufs und Abs bieten kann, weiß ich mittlerweile zu Genüge. Dies wird auch dadurch bestärkt, dass die Charaktere abwechslungsreich sind, gut ausgearbeitet und besetzt wurden. Der Soundtrack umrahmt die Stimmungen perfekt. Auch die Handlung des Filmes finde ich sehr gut umgesetzt. Ich habe sehr mitgefiebert und war immer wieder gespannt, wie es wohl weitergeht.
Insgesamt ein sehr guter Film, der sich wohl auch noch ein Plätzchen auf meinem Lieblingsfilm-Thron ergattert hat. Auch wenn es mir die feuchten Augen und der Halskloß nicht einfach machen, den Film oft zu schauen. Aber bei einem Mal wird das wohl nicht bleiben 🙂
Bei ebay gibts die DVD derzeit übrigens von mehreren gewerblichen Anbietern neu für knapp 4 Euro inkl. Versand, bei „ixthlon-media“ habe ich die DVD ohne festen FSK-Hinweis auf der Vorderseite erhalten.
Die Macherin
Ich hole mir von Filmen meistens (sofern vohanden) die DVD mit den Bonus-DVDs, auch wenn ich dann doch viel zu selten dazu komme, mir die Extras wirklich anzusehen 😐 Als ich jedoch auf der Rückseite bei den Extras den Eintrag las „In Gedenken an Adrienne Shelly (Regie und Drehbuch)“, wurde der Kloß in meinem Hals noch größer und ich musste mir im Anschluss ein paar Extras auch gleich anschauen.
Verständlicherweise hört man bei diesem Extra viel Lob über Frau Shelly. Aber so wie ich den Film empfand, auch wohl zu recht. Es ist schade, dass die Regisseurin und Drehbuchautorin nur 40 Jahre alt wurde und wohl nicht mehr das Endergebnis sehen konnte. Auf jeden Fall nicht das Zeigen vor großem Publikum mit den Reaktionen von eben diesem. Offizieller US-Start des Filmes war erst nach ihrem Tod (1. November 2006) am 25. Mai 2007. Mir kommen jetzt auch wieder die Tränen und der Kloß im Hals, wenn ich daran denke 😥
Am 1. November 2006 fand ihr Ehemann sie tot in ihrem New Yorker Büro auf. Ihr Mörder, ein Bauarbeiter, hatte einen Selbstmord durch Erhängen vorgetäuscht, aber Spuren im Appartement hinterlassen. Er gestand den Mord wenige Tage später, kurz nach seiner Festnahme. Laut seiner ersten Aussage hatte er sie aus Wut getötet, nachdem es zu einem Streit gekommen war, weil sie sich über den Lärm seiner Arbeit beschwert hatte. Später gestand er, dass sie sich nicht über Baulärm beschwert hatte, sondern es sich um einen Raubmord handelte.
Quelle: Wikipedia
Ursprünglich hatte sie den Film mit sich selber in der Hauptrolle geplant. Dies hat sie zwar nicht so umgesetzt, aber sie spielt eine der beiden besten Freundinnen von Jenna. Und nicht nur, dass sie diesen Film ihrem Kind gewidmet hat, das Kind spielt auch Jennas Kind.
Zitiert
Um diesen Beitrag nicht ganz so traurig zu beenden, zum Schluss noch zwei Zitate aus dem Film, aus Briefen an das noch ungeborene Kind:
„Ich weiß auch nicht, ob es gut ist, jemanden auf diese Welt zu bringen. Viele Menschen, die ich kenne, sind es nicht wert, sie kennenzulernen. Viele Dinge, die geschehen, sind es nicht wert, erlebt zu werden.“
„Ich hoffe, dass irgendwann irgendjemand dich zwanzig Minuten im Arm hält. Und weiter nichts. Ohne dich wegzuziehen. Ohne dir ins Gesicht zu sehen. Ohne dich zu küssen. Nur in die Arme nimmt und ganz fest hält. Ohne Hintergedanken.“
♥