Aus aktuellem Anlass gibt es nun ausnahmsweise etwas Frust.
Gerade lief bei der Kulturzeit auf 3sat ein interessanter Beitrag über folgendes Buch (330 Seiten, 19,95 Euro), die Autorin war auch kurz zu Gast:
Aus dem 3sat-Beitrag:
Das Ende des Feminismus
[…] Auch wenn die Frauen heute glauben, ihr Leben selbstbstimmt zu führen, reduzierten sich die meisten Mädchen und Frauen mehr denn je auf ihr Äußeres. In ihrer Attraktivität sähen sie den Schlüssel zum Erfolg […].
[…] Die britische Feministin feierte 1998 in ihrem Buch „The New Feminism“ den Siegeszug des neuen Feminismus. Jetzt kommt die Ernüchterung. Ihr aktuelles Buch „Living Dolls“ konstatiert den Rückschritt in alte Rollenstereotype.
[…] Warum muss es für Mädchen immer die pinkfarbene Prinzessin sein? Wem von klein auf die Plastik-Püppchen-Attraktivität als das Ideal eingetrichtert wird, der findet sich als Erwachsene schnell auf dem OP-Tisch wieder. […] Viele fühlen sich von der allgegenwärtigen Porno-Ästhetik unter Druck gesetzt und eifern ihr, ganz selbstbestimmt, nach, statt sie zu bekämpfen wie einst Alice Schwarzer. […]
Quelle und der komplette Text: 3sat.de
Der Beitrag mit dem Interview ist bereits in der Mediathek vorhanden (Direktlink nicht möglich – oben „Mediathek » Sendungen » Kulturzeit“). Das obere Bild in dem Artikel sollte aber auch bald verlinkt werden – erkennbar an einem Play-Button anstatt der Lupe links unten. [Nachtrag um 23:50: Der direkte Link zum Mediathek-Video befindet sich neben dem Artikel in der rechten Spalte.]
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=aFCDjJ6_844&start=115]
Di., 15. Februar 2011 um 20:38
Ich finde gerade das erste Zitat äußerst treffend… allerdings sehe ich die Schuld darin nicht »nur« in den Frauen und ihrer Denkweise. Es ist ein Gesellschaftsproblem, dass attrktive Menschen es im Leben leichter haben. Man könnte auch sagen, »eigentlich können wir nichts dafür« weil es wohl irgendwie natürlich oder genetisch bedingt ist.
Aber man sieht es ja gerade in der Berufswelt, wie oberflächlich die Leute sind. Bewerbungen müssen ein adrettes, schönes Foto angeheftet haben, man muss lächeln, neutraler Hintergrund, richtiger Blickwinkel in die Kamera (so wird das bei solchen bewerbungsworkshops immer vermittelt). Dabei sollte es doch eigentlich total egal sein wie eine Person aussieht…
Aber wtf, was wollen die 14-jährigen da auf den Porno-Seiten? Das finde ich dann doch schon extrem schockierend. Auch die 14-jährigen Mädchen… die schon mit Gelnägeln und was weiß ich rumlaufen. Auf den ersten Blick dachte ich, die wäre 17 oder 18. Irgendwie bin ich gerade extremst irritiert.
Di., 15. Februar 2011 um 23:27
@ Varis:
Ja, was Styling ausmacht. Es ist aber auch ein zweischneidiges Schwert: Zum einen möchte man als mündiger, erwachsener Bürger seine eigene Freiheit nicht eingeschränkt wissen, zum anderen möchte man vor allem seine eigenen Kinder gerade vor den Gefahren des Internets „schützen“. Nur wie? Sperren Kinderschutzprogramme zu offensichtlich und zu viele Seiten, reizt das natürlich umso mehr, die Hürden zu überwinden. Und das Thema besprechen, um somit zumindest ein Bewusstsein zu schaffen, dass die gezeigten Szenen kaum realen Beziehungen entsprechen, empfinde ich als sehr schwierig. Traurig, dass das manche wirklich denken.
Ich weiß noch, wie schwierig es für mich in der Anfangsphase war, an Material zu kommen. Zumal ich mich lange Zeit im Zeitschriftenladen nicht in die Erwachsenenecke getraut habe. Da war das Internet später doch eine große Erleichterung 😉
Keine Frage, es ist auch ein gesellschaftliches Problem. Der Mensch passt sich nicht nur gerne an, um anderen zu gefallen, sondern er gewöhnt sich auch an Gegebenheiten. Leider werden gerade solche „Ideale“ viel zu selten hinterfragt. Und das Problem der Bewerbungsfotos dürfte es dank Anti-Diskriminierungsgesetz theoretisch nicht geben, praktisch beschränkt sich das jedoch in den allermeisten Fällen auf Pilotprojekte.
Di., 15. Februar 2011 um 23:40
Seit mir bei einem Vorstellungsgespräch ein
»Sie sind uns nicht repräsentativ genug« entgegen gedonnert wurde (für einen Bürojob in der dunklen Ecke) wundert mich nix mehr…
Di., 15. Februar 2011 um 23:44
@ NunuBrot:
😮 Zu hübsch ist also anscheinend auch nicht gut 😐
Di., 15. Februar 2011 um 23:49
Problem is eher, dass ich keine hirnlose Hai-Tatai bin…
Di., 15. Februar 2011 um 23:54
Versteckt das Rudel, die Herde ist da!
Ein Lemming, zwei Lemming, drei Lemming…
Ein Glück das ich mich nicht fortpflanzen will – es könnte so eine dabei raus kommen.
Nehmen wir mal als Grundlage meine Trolle aus Trollstadt – das sind Püppchen und wie man anhand ihrer Ausdrucksweise und Rechtschreibung sieht weiß man das Hirn nicht so wichtig ist wie das Aussehen. Was für eine traurige Welt. Pardon, was für eine Hirnlose Welt.
Ich sage: Mehr Bücher, weniger Lipgloss!
Di., 15. Februar 2011 um 23:57
37° stimmt mal wieder sehr nachdenklich
gut, dass ich noch eine Kindheit hatte und XXX mit 13 noch kein thema war
Mi., 16. Februar 2011 um 13:35
>Warum muss es für Mädchen immer die pinkfarbene Prinzessin sein? Wem von klein auf die Plastik-Püppchen-Attraktivität als das Ideal eingetrichtert wird, der findet sich als Erwachsene schnell auf dem OP-Tisch wieder
Dem kann ich persönlich nicht zustimmen. Und ich hatte viele, vielevieleviele Barbies.
Natürlich gibts Dinge an meinem Körper, die ich nicht mag und ich wäre glücklicher, wenn sie nicht da wären. Aber nur weil Barbie »so toll« aussieht, wollte ich den Look nie für mich selbst.
Das Problem ist halt auch, dass die Situation von früher noch in uns drin ist.
Als Frau hattest du ein ziemliches Problem, wenn du keinen Mann hattest, der dich versorgt. Wie angelt man sich am besten einen? Richtig, in dem man gut aussieht.
Abgesehen davon, dass Frauen heut nicht mehr so mittellos sind, hat sich in punkto »Männerfang« aber nicht unbedingt was geändert. Die meisten Männer WOLLEN doch die Barbie. Die kann man vorzeigen und außerdem ist sie schön hohl – Prima! Man muss keine Diskussionen mit ihr führen, oder sich womöglich von ihr »unterbuttern« lassen (oft ist es ja leider so, dass eigentlich die Frauen das »starke Geschlecht« in einer Beziehung sind). Es reicht, ihr ab und an den neuen Chanel-Lippenstift zu kaufen und sie hält die Klappe. Ist doch super, nicht?
Wer hübsch ist, bringt es im Leben weiter. Das ist einfach so. Die Menschen bevorzugen hübsche Leute immer mehr – ob nun bewusst oder unbewusst.
Wem will man da verübeln, dass er »dazugehören« will?
Es ist im Grunde eine traurige Welt, aber schlussendlich wollen die Menschen es eh nicht anders…
Mi., 16. Februar 2011 um 21:52
@ Koibri:
Klar, solche Aussagen stimmen nie für alle. Aber ich finde es mehr als bedenklich, wie alltäglich kosmetische Operationen geworden sind.
In der heutigen Medienwelt richten sich leider viele nach den dort gezeigten „Idealen“. Und jemanden zum Vorzeigen haben zu wollen, finde ich einfach nur traurig. Wie schwach muss man(n) dazu sein?
Da fällt mir ein, ich wollte doch noch unbedingt in einen Film. Läuft seit einem Monat im Kino, und zum Glück momentan noch in einigen 🙂 Mal sehen, vielleicht am Wochenende.
Erschreckend, wie viel im Vergleich dazu in unserer heutigen „modernen“ Gesellschaft immer noch im Argen liegt.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=WtMSxUF–4o&showinfo=0]
Do., 17. Februar 2011 um 09:23
Wie Männer auf solche »Püppchen« reagieren, ist unter anderem auch im neuen Roman »Pornos machen traurig« zu lesen – ein ungewohnt selbstkritisches Buch eines männlichen Autors (Peter Redvoort).
Iris
Do., 17. Februar 2011 um 18:26
@ Iris:
Hallo 🙂 Danke für den Hinweis, das klingt interessant. Und dadurch habe ich nun gerade gelesen, dass es bei Sarah Kuttners „Mängelexemplar“ um Depression geht. Das werde ich mir mal holen 🙂