Vorletzte Nacht hat mein Großvater mütterlicherweits das Zeitliche gesegnet. Auch wenn das mit fast 98 Jahren ein stolzes Alter ist, kam das unerwartet und schnell. Aber irgendwann ist jeder mal an der Reihe – und letztlich ist diese Art von Tod auch das, was man sich und anderen am ehesten wünscht.
Okay, wir wissen nicht, wie sehr er vorher schon Schmerzen gespürt hat. Gesagt hat er nichts, aber das machen wohl ältere Menschen öfters, so etwas zu verschweigen.
Der Sturz
Am Sonntag ist er gestürzt, konnte dann noch per Notknopf um den Hals die Malteser rufen. Der Notarzt stellte dann kaum noch Durchblutung im linken Bein aufgrund von Thrombose fest. Das hatte er schon länger und hätte er auch spüren müssen. Und das führte letztlich auch zu dem Sturz.
Er kam ins Krankenhaus und eine OP wäre dringend angeraten, was er jedoch nicht wollte. Am Montag hat er sich dann doch für eine Operation entschieden. Das war ihm am Sonntag alles zuviel, sich da so schnell zu entscheiden.
Geplant war ursprünglich eine OP unter Vollnarkose, die eine bis anderthalb Stunden dauern sollte, und so schnell wie mögich durchgeführt werden. Doch das wurde mehrmals verschoben aufgrund kurzfristiger Notfälle.
Laut Bettnachbar wurde er um acht Uhr abends aus dem Zimmer geholt und kam um halb eins wieder. Sie hatten sich dann für eine lokale Anästhesie für einen eigentlich »kleinen« Eingriff entschieden. Doch gebracht hat das alles nichts.
Der letzte Tag
Eine Besserung würde nun nur noch eine große OP bringen, bei der über das gesunde Bein reingegangen wird, um von dort einen Zugang ins andere Bein zu legen, was mindestens sechs Stunden dauern würde. Und aufgrund der schlechten Nierenwerte durch die erste Operation müsste er erst einmal eine Dialyse durchmachen.
Bei dem ganzen, den Körper sehr stressenden Aufwand wäre fraglich, wie gut er und insbesondere sein Herz das verkraften würde. Die Ärzton hat ihm die Situation auch laut und deutlich erklärt und er hat auch eifrig genickt, doch Mama zweifelte, ob er sich wirklich der Konsequenz bewusst ist, wenn er sich nun (am Dienstag) gegen die OP entscheidet.
So bekam er dann nur noch Schmerzmittel und sollte auf die Palliativstation verlegt werden, sobald ein Platz frei wird. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen.
Ich war dann vorgestern Abend auch noch bei ihm. Er war zwar wegen der Nierenwerte sehr müde, aber hat gleich große Augen bekommen, als er mich gesehen hat. Und auch, als dann etwas später noch mein Vater dazu gekommen ist. Meine Mutter war bereits seit Mittag dort. Gestern früh um vier Uhr stellte die Nachtschwester dann bei ihrer Runde den Tod fest. Die Müdigkeit in Verbindung mit den Schmerzmitteln sorgten hoffentlich für einen ruhigen Übergang in den Tod.
Die letzten Jahre
Bis zuletzt hat sich Opa noch sehr gut gehalten und wohnte noch in dem Haus, in dem Mama aufgeachsen ist. Nach Omas Tod vor rund 5 Jahren bekam er mangels Kochtalent das Essen für die Mikrowelle von Bekannten direkt vor Ort (das Kochen war in der Generation wohl noch eindeutig Frauensache).
Die Kräfte ließen im Laufe der Zeit natürlich etwas nach, so dass er sich dann auch von der geliebten Gartenarbeit (Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten etc.) verabschiedete. Damit kam er (für mich) erstaunlich gut klar, denn die Gartenarbeit ist sicher eine erfüllende Tätigkeit gewesen.
Meine Mutter kam etwa zweimal in der Woche zu ihm, um sich um Wäsche und Haushalt zu kümmern.
Ein Stock reichte ihm als Gehhilfe, wobei er sich aber auch auf Haus und Hof beschränkte. Und auch Spieleklassiker wie »Mensch ärgere dich nicht« waren noch drin. Zwar etwas langsam, aber dank der gut wirkenden Parkinson-Tabletten recht ruhig.
Er hat sein Leben gelebt, was will man mehr?