Schokokäse

Schluss mit dem Käse – jetzt gibts Schokolade!

Was wählen? Landtagswahl 2017 in NRW

| 3 Kommentare

Am Son­ntag wird in unserem Bun­des­land bere­its gewählt. Und ich bin noch sehr unentschlossen. Let­ztens habe ich mir in der WDR-Mediathek die Sendung »Ihre Wahl 2017: Die Are­na« angeschaut, mit Vertretern von SPD, CDU, Grü­nen, Linke, Pirat­en und AfD.

Alte Naive für Deutschland Wahlplakat

(K)Ein Wahlplakat der AfD

Die AfD und andere rechte sowie pop­ulis­tis­che Parteien sind für mich auf jeden Fall unwählbar.

Selt­sam (um es mal vor­sichtig zu for­mulieren) finde ich auch, wie die CDU ins AfD-Horn bläst und sich eben­falls als Protest­partei ver­sucht, um anscheinend Abwan­der­er zurückzugewinnen:

Landtagswahl NRW 2017: CDU-Protestplakat

Land­tagswahl NRW 2017: CDU-Protestplakat

Wahl-O-Mat

Als eine zusät­zliche Entschei­dung­shil­fe bin ich auch dies­mal wieder den Wahl-O-Mat durchge­gan­gen. Das ist auch hil­fre­ich, denn statt 17 Parteien bei der let­zten Wahl ste­hen nun 31 auf dem Wahlzettel.

Zur Ergeb­nisanzeige ist die Auswahl von max­i­mal 8 Parteien nötig. Dies habe ich dreimal durchge­führt, inter­esse­hal­ber auch mit dem recht­en Spek­trum. Das kam dabei heraus:

Landtagswahl NRW 2017: Wahl-O-Mat Ergebnisse 1Landtagswahl NRW 2017: Wahl-O-Mat Ergebnisse 2Landtagswahl NRW 2017: Wahl-O-Mat Ergebnisse 3Meine Top 3 sind also Die Linke, MPLD und die V‑Partei3.

Die MLPD mit Marx und Lenin im Namen ist für mich eben­so unat­trak­tiv, da rück­wärts­ge­wandt, wie die AfD.

Bündnis 90 / Die Grünen

Lediglich zu Beginn meines wahlfähi­gen Alters habe ich noch »Die Grü­nen« gewählt. Doch je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto weniger kon­nte mich diese Partei überzeu­gen. Von den früheren Überzeu­gungstätern aus Anfangszeit­en scheint nicht mehr viel übrig zu sein, stattdessen über­wiegt der Ein­heits­brei der »etablierten« Parteien.

Mehrere Kriegsentschei­dun­gen als Regierungspartei und Mitver­ant­wor­tung für die Agen­da 2010 mit dem unsäglichen Hartz IV haben die Partei für mich unwählbar gemacht.

Die Piratenpartei

Die let­zten Male habe ich immer die Pirat­en gewählt.

Ger­ade weil von Jahr zu Jahr das Inter­net und die Tech­nik immer mehr an Bedeu­tung gewin­nen, halte ich es für wichtig, dass ger­ade in diesem Bere­ich des Merkelschen »Neu­lands« die Frei­heit (im Rah­men der Geset­ze) beste­hen bleibt und wir nicht im Überwachungswahn erstick­en. Eine 100%ige Sicher­heit wird es sowieso nie geben.

Sicher­lich ist der Naturschutz eben­so wichtig, allerd­ings halte ich hier das Engage­ment von Nichtregierung­sor­gan­i­sa­tio­nen für wichtiger, die Druck auf Regierun­gen und Unternehmen ausüben.

Die Kern­the­men der Piraten­partei – Pri­vat­sphäre auf der einen Seite und Behör­den­trans­parenz auf der anderen – bee­in­flussen dage­gen so stark das direk­te (Arbeits-)Leben der Poli­tik­er, dass ich es wichtiger finde, eine Partei zu wählen, die sich dies­bezüglich von sich aus entsprechend ver­hal­ten und ein­schränken möchte.

Da die Pirat­en laut Umfra­gen zukün­ftig auf­grund der gerin­gen Werte lediglich unter »Son­stige« ein­sortiert wer­den, frage ich mich, wie sin­nvoll es noch ist, diese zu wählen. Zumal mir auch eine Aus­sage zu dem Begriff zu denken gab:

Der Pirat ist die Traum­fig­ur der Frei­heit, Inbe­griff des unge­bun­de­nen Lebens, Gegen­bild zum Bour­geois, zum Spießer. Aben­teur­er, Rebell, Visionär des Ander­s­seins. Unsinn, sagt Hart­mut Roder, der Pirat ist ein Ver­brech­er, ein Mörder, Dieb, Räu­ber, Betrüger, Erpress­er, Vergewaltiger.

Gele­sen hat­te ich das meine ich in einem Diskus­sions­fo­rum, kon­nte dies aber nicht mehr wiederfind­en und habe daher für dieses Zitat auf diesen Artikel zurückgegriffen.

Im Ver­gle­ich zur Real­ität hat der Begriff »Pirat« ein viel zu pos­i­tives Image, was der Greueltat­en nicht gerecht wird. Wobei ich aber auch den Inhal­ten ein­er Partei mehr Gewicht geben möchte als dem Namen. Schwierig.

Und fleißig waren sie auf jeden Fall, die »Pirat­en«:

[sc:youtube video=“t0f5f-Kchms”]

Die Linke

Die Linke waren mein großer Favorit im Ren­nen um mein per­sön­lich­es Kreuz. Und das, obwohl Gre­gor Gysi – trotz Forderung der Partei nach einem Wildtierver­bot im Zirkus – im Jahr 2014 Pate für ein weißes Löwen­ba­by des Zirkus Kro­ne wurde und dies sehr frag­würdig begründete:

Die Tiere ver­mehren sich und wer­den deut­lich älter als in freier Wild­bahn. […] Ich glaube, dass man Tier­schützerin und Tier­schützer nur wird, weil man als Kind die Tiere im Cir­cus, im Zoo und im Tier­park lieben lernt.

Okay, das ist ein (wenn auch sehr grober) Patzer eines Parteimitgliedes.

Doch dann las ich let­ztens diesen Blog­beitrag zu einem Parteiaus­tritt (fette Her­vorhe­bun­gen durch mich):

Es reicht! Mir fall­en nur beschissene Lan­desver­bände ein. Ihr seid abge­se­hen von eini­gen pos­i­tiv­en Aus­nah­men und abge­se­hen von Teilen des Parteipro­gramms in der Gesamtheit ein­fach nicht links. Ihr kriegt es nicht auf die Rei­he, Leuten wie Oskar Lafontaine, Sahra Wagenknecht oder Diether Dehm auf­grund rück­wärts­ge­wandter Inhalte die Tür zu zeigen. Eure Land­tags­frak­tion in Bran­den­burg geht tat­säch­lich durch die Falltür, nicht befind­en zu wollen, dass Afghanistan unsich­er ist.

[…] Statt [Lafontaine] wegen offen­sichtlichem, regelmäßig geäußertem Ras­sis­mus mal an die Kan­dare zu nehmen, kürzte die Bun­destagsab­ge­ord­nete Heike Hänsel der Linksju­gend BaWü vorüberge­hend Gelder, nach­dem wir uns entsch­ieden, gegen Ras­sis­mus in den eige­nen Rei­hen vorzugehen. […]

Während die Frak­tion­schefin Quatsch über Geflüchtete erzählt, darf der Exlie­der­ma­ch­er sich mit Deutsch­land­fäh­nchen zur Fußball-WM auf Face­book feiern. Dass Nation­al­stolz und Nation­al­is­mus Hand in Hand gehen, hat die [Linkspartei-nahe Rosa-Luxemburg-]Stiftung in mehreren Veröf­fentlichun­gen wis­senschaftlich herausgearbeitet. […]

[…] Wenn Welt­frauen­t­age und Besuche bei Chisto­pher-Street-Days nicht zur Feigen­blattver­anstal­tung für DIE LINKE verkom­men sollen, sollte sie bei ihren Mit­gliedern dafür sor­gen, dass Homo‑, Bi‑, Trans‑, Inter­sex­uelle und Trans­gen­der, etc. nicht durch die Bank weg mit schiefen Augen angeschaut werden. […]

[…] Eben­so der Punkt, dass ihr Hartz abschaf­fen wollt, aber keinen Peil davon habt, ob ihr den Ersatz dann „bedin­gungslos­es Grun­deinkom­men“ nen­nen wollt oder nicht. Die Frage, wie ihr friedliche Poli­tik machen wollt, ist auch nicht geklärt […]

V‑Partei

Die V‑Partei3 klingt als »Partei für Verän­derung, Veg­e­tari­er und Veg­an­er« erst ein­mal sym­pa­thisch. Es erschienen jedoch auf Indyve­g­an bere­its mehrere neg­a­tiv-kri­tis­che Artikel und auch Veg­an-News hat­te vor ziem­lich genau einem Jahr mehrere Prob­leme anzumerken.

Allerd­ings kann ich zum einen ver­ste­hen, dass sich eine recht junge und kleine Partei anfangs erst noch find­en muss – anders als z.B. die landläu­fig als Tier­schutz­partei beze­ich­nete »Partei Men­sch Umwelt Tier­schutz«. Und zum anderen kann ich die inhaltlichen Prob­leme zum großen Teil im aktuellen Parteipro­gramm 2017 auch nicht mehr nachvollziehen.

Nach ein­er ersten Analyse liest sich die Begrün­dung zur Ablehnung von Gen­tech­nik sehr ver­siert. Außer­dem posi­tion­ieren sie sich dort ein­deutig für eine LGBTQI-Gen­derg­erechtigkeit inklu­sive Ehe für alle. Abge­se­hen von Wirtschafts­flüchtlin­gen, denen nur eine leichtere Ein­wan­derung in die EU ermöglicht wer­den soll (was man kri­tisch sehen sollte, da diese oft auch durch die Aus­beu­tung von Ressourcen von Europa oder Sub­ven­tion­ierung der EU ver­stärkt wird oder gar erst entste­ht), liest sich auch der Punkt zur Asylpoli­tik sehr human.

Sehr kri­tisch sehe ich, dass sich nicht aus­drück­lich gegen Ras­sis­mus aus­ge­sprochen wird – ins­beson­dere, weil ander­er­seits die LGBTQI-Com­mu­ni­ty expliz­it berück­sichtigt wird. Im Bere­ich »Bil­dung und Fam­i­lien­poli­tik« finde ich nur eine recht kurze Aus­sage, wie »gle­ich« die V‑Partei die Men­schen findet:

Alle Men­schen sind vor dem Gesetz gle­ich und das völ­lig unab­hängig von ihrem Geschlecht, ihrer Reli­gion oder sex­uellen Orientierung.

Auch kann ich mit der Abschaf­fung des all­ge­meinen Rund­funkbeitrags sowie die Ein­führung von Volks­begehren nach schweiz­erischem Vor­bild wenig anfan­gen. Ich halte die Infor­ma­tions- und Aufk­lärungsar­beit der öffentlich-rechtlichen Sender im Großen und Ganzen für sehr wichtig. Wenn die Zahlung nutzungsab­hängig geschehen soll, heißt dies »nur« die Rück­kehr zum alten Mod­ell der GEZ oder soll die Nutzung regel­recht überwacht wer­den? Ein­er direk­ten Demokratie wie der Schweiz kann ich deshalb wenig abgewin­nen, da ich es wichtig finde, Vertreter für meine Mei­n­ung zu wählen, mit denen ich ganz gut übere­in­stimme. Denn oft genug ist es wichtig, sich vor der Abstim­mung wirk­lich fundiert zu informieren, ggf. Gutacht­en einzu­holen. Ob das Lieschen Müller von nebe­nan auch macht, wenn sie schon vorher eine Mei­n­ung dazu hat und meint, schon alle rel­e­van­ten Punk­te abwä­gen zu kön­nen? Hier wird meines Eracht­ens dem Pop­ulis­mus eine viel zu große Tür geöffnet.

Ins­ge­samt finde ich die Kri­tik in den Bericht­en in Bezug auf die Per­so­n­en beden­klich­er. Wie hier rechte Ide­olo­gie toleriert und auch ver­bre­it­et wird, ist für mich mit einem solchen The­men­schw­er­punkt ein­er Partei eigentlich nicht vere­in­bar und in jedem Fall völ­lig indiskutabel.

Die PARTEI

Wenn schon Protest wählen, dann richtig. Die von Mar­tin Son­neborn, Ex-Chefredak­teur des Satiremagazins »Titan­ic«, gegrün­dete Partei Die PARTEI (»Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tier­schutz, Eliten­förderung und basis­demokratis­che Ini­tia­tive«) glänzt auch mit einem ser­iösen Pro­gramm mit Inhal­ten wie keine Rentenal­ter­erhöhung, 35-Stun­den-Woche bei vollem Lohnaus­gle­ich, gerechter Aus­gle­ich zwis­chen Arm und Reich, kein Raub­bau an der Erde.

Sehr sym­pa­thisch fand ich auch das MonTalk-Inter­view mit Mark Benecke (WDR 2 Radio), Vor­sitzen­der der PARTEI NRW, der in Köln bere­its als Bun­deskan­zler Ober­bürg­er­meis­ter kan­di­dierte und mit 7,22% Drit­ter wurde. Der bekan­nte Krim­i­nal­bi­ologe ist außer­dem – unter anderem – Präsi­dent der Tran­syl­van­ian Soci­ety of Drac­u­la sowie Mit­glied der Köl­ner Donaldisten.

Im Gegen­satz zu den Pirat­en ist die PARTEI noch in keinem deutschen Par­la­ment vertreten, weshalb ein Ver­gle­ich der Aktiv­itäten nicht so ein­fach ist. Lediglich im Europa­parla­mant ist sie nach einem Wahlergeb­nis von 0,63% seit 2014 vertreten. Zugegeben, über Son­neborns »Tätigkeit­en« kann man sich stre­it­en, aber mit Dr. Mark Benecke und – als Kan­zlerkan­di­dat – Ser­dar Somuncu sind auch sehr ver­trauenser­weck­ende Per­so­n­en ganz vorne mit dabei.

[sc:youtube video=“baKhkY3RCsc”]

Fazit

Derzeit schwanke ich zwis­chen den bei­den P‑Parteien. Pirat­en oder Die PARTEI. The­ma­tisch wären die Linken eigentlich ganz vorne mit dabei, aber an der prak­tis­chen Umset­zung hapert es mir durch die bere­its erwäh­nte Kri­tik dann eben doch zu sehr.

3 Kommentare

  1. Zu viele Parteien und zu viele Men­schen die MÜLL wählen… um in Deutsch­land etwas zu verän­dern müsste erst ein­mal die CDU weg. Aber da jed­er irgen­deine Partei wählt die eh keine Chance hat die Mehrheit der Stim­men zu erlan­gen, hat jede Partei nur ein paar Punk­te und die CDU gewin­nt wieder und wieder und wieder……

    Aus mir unerk­lär­lichen Grün­den gibt es auch immer noch zu viele unwis­sende Men­schen, die NICHT wählen oder ihr Kreuz ein­fach ganz oben hin machen… weil sie nicht wis­sen was sie wählen sollen. Das ist trau­rig, denn 1. wer nicht wählt oder ein­fach die CDU wählt, gibt kein­er anderen Partei die Möglichkeit es vielle­icht bess­er machen zu können.

    Mein­er Mei­n­ung nach sollte man nicht die CDU wählen, da sie die Unternehmer­in­ter­essen vertreten. Die reichen steck­en sich immer mehr Geld in die Taschen und die armen bekom­men immer weniger. 

    Eine Partei die ähn­lich stark ist wie die CDU wäre von Vorteil zu wählen. Denn die haben eher eine Chance die CDU vom Thron zu stoßen… wenn man dann aber hört, dass die Parteien eine Koali­tion einge­hen wollen… eh hal­lo, warum wählen wir dann überhaupt???

    Es ist zum kotzen was man wählen kann und wie mit den Wahlen umge­gan­gen wird. Und es kotzt mich an, dass Deutschlang immer über­all mit­mis­chen muss, aber im eige­nen Land nicht mal aufräu­men und sich um seine eige­nen Staats­bürg­er küm­mern kann. Trau­rige Welt.

    Was ich nicht wäh­le: CDU, Die Grü­nen, AFD, NPD und alle MINIPUPS-Parteien…..

    • @ chrimu86:

      Tja, das ist so ein Prob­lem. Wählt man eine kleine Partei, nimmt man das Risiko in Kauf, dass seine Stimme let­ztlich nicht berück­sichtigt wird, weil die Partei die 5‑Prozent-Hürde nicht schafft. Anson­sten bleibt aber ein ziem­lich­er Ein­heits­brei, da alle großen Parteien auf Stim­men­fang bei der großen Mehrheit gehen, um eben groß zu bleiben.

      Bei der let­zten Bun­destagswahl gab es ja ein trau­riges Reko­rd­hoch von 15,7% an Stim­men für Parteien, die an der 5%-Hürde scheit­erten. Sin­nvoll wäre es, ein Sys­tem einzuführen, dass auch die diese Stimme berück­sichtigt wer­den kön­nten. Zum Beispiel, indem jed­er eine zweite (Alternativ-)Stimme abgeben kann, die dann berück­sichtigt wird, wenn die erste für eine Partei abgegeben wurde, die ins­ge­samt unter 5% blieb. So kön­nten die Wahlen viel freier stat­tfind­en, da erst die Alter­na­tivs­timme vorzugsweise für eine große Partei abgegeben wer­den kann.

      Wenn sich bei den Pirat­en bis zur Bun­destagswahl nicht son­der­lich etwas tut, werde ich meine Stimme wohl auch ein­er größeren Partei geben.

  2. Das wäre ja zB mal eine Idee.

    Ich bin eh ges­pan­nt wie es generell ausse­hen wird. ABER lei­der weiß ich jet­zt schon, dass die CDU bleibt. LEIDER.

    Es gibt daher keine Chance auf Besserung. 🙁

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.